Manchmal träume ich von (vermeintlich) erstrebenswerten Momenten: Entspannten Leseabenden bei knisterndem Kaminfeuer, mehrstündigen Touren mit meinen Langlaufskiern in unberührter Schneelandschaft, einem Mehrgänger in einem gemütlichen kleinen Restaruant zusammen mit meiner Frau, einer mehrwöchigen Abenteuerreise aufs Geratewohl in Jeep und Anhänger mit meinen Jungs, von einer geräumigen und stillen Alstadtwohnung mit Dachterasse, von einem Lehrstuhl als Dozent an einer Universität.
Die Realität präsentiert sich anders: Meine Leseeinheiten sind hart erkämpft, ständig unterbrochen von dringlichen Anliegen von Beruf und Familie. Meine Skier stehen im Keller, trotz ausgiebigem Schneefall hat es bisher zu keiner Tour gereicht. Nach 14, 15 Stunden Arbeitsalltag stehe ich abends mit meiner Frau in der Küche, sie wäscht ab und ich halte das Abtrocknungstuch in der Hand. Beide wünschen wir uns nur eines: Schlaf. Vor dem Urlaub stehen lange Wochen an, in denen Projekte abgeschlossen, Aufführungen besucht, administrative Arbeiten erledigt und die Wohnung in Ordnung gebracht werden muss. Der Geschirrspüler muss repariert und das Gärtlein vor dem Haus gesäubert werden. Über alldem bin ich froh und erleichtert, nicht noch zusätzliche Engagements eingehen und mich mit passiven Studenten, ungemütlichen Vorgaben von Lehrplänen und durchschnittlichen Arbeiten herumschlagen zu müssen.
Ich erwarte für 2013 keine Änderung meines Alltags. Genau diese Momente gehören zu den Schauplätzen meines Kampfes. Hier offenbart sich der persönliche-unendliche Gott: In der Enge verschafft er mir Weite. Das heisst, er verändert nicht in erster Linie meine Umgebung (manchmal tut er das auch, klar), sondern mein Herz. Siehe dazu “Weite, wenn es eng wird.”