Thomas Schirrmacher wies auf einige interessante Thesen von Rodney Stark zum Aufstieg des Christentums hin (hier):
1. Das Christentum breitete sich in den ersten vier Jahrhunderte fast ausschließlich innerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises entlang soziologischer Strukturen durch Einzelbekehrungen aus. Persönliche Beziehungen waren das Geheimnis des Erfolges der Christen.
2. Die ersten Christen waren größtenteils nicht arm, sondern stammten aus dem wohlhabenden Mittelstand, was auch die Finanzierung der Missionsarbeit sicherstellte.
3. Der entscheidende Faktor waren die Frauen, die dann oft anschließend ihre Männer für das Christentum gewannen. Sie bekehrten sich nicht nur häufiger, sondern Mädchen waren auch unter den christlichen Kindern in der Überzahl, da Mädchen und Jungen bei Christen als gleichwertig galten, während die Heiden viele Mädchen töteten, dass es statistisch einen enormen Männerüberhang gab.
4. Das Christentum wuchs in den ersten vier Jahrhunderten statistisch verhältnismäßig gleichmäßig, so dass die Suche nach außerordentlichen Wachstumsfaktoren zu bestimmten Zeiten überflüssig ist.
5. Ein wesentlicher Wachstumsfaktor war die höhere Kinderzahl der Christen, da diese gegen Abtreibung und Kindesaussetzung – namentlich von Mädchen – waren, was zudem Adoptionen einschloss, und die intakte Familien hatten.
6. Ein weiterer wesentlicher Faktor war der soziale Einsatz von Christen zu Zeiten von Seuchen, der mehr Christen überleben ließ als Heiden und viele Heiden zu Christen werden ließ. Konstantin machte das Christentum zur Staatsreligion, da dieses sich durch Bekehrungen schon soweit ausgebreitet hatte, dass ihm gar nichts anderes übrigblieb, um das römische Reich zu retten.
7. Das Christentum wuchs nach Konstantin nicht schneller als vorher, so dass die Sicht, nach Konstantin seien die Massen in die Kirchen geströmt, weil sie sich irdische Vorteile erhofften, falsch ist.