Ein neues Klavierstück einzuüben, wird für Eltern und Kinder oft zur Geduldprobe. Note für Note, Takt für Takt, Linie für Linie muss eingeübt werden. Der Drang ist gross, möglichst schnell mit beiden Händen zu spielen, schwierige Stellen flüchtig zu überspielen oder einfach nur den bereits geläufigen Anfang zu wiederholen. Wenn das Stück einigermassen sitzt, kommt die Kleinarbeit. Die Finger sind schneller als der Kopf, die Lautstärke und Dynamik stimmt nicht. Mit dem Metronom müssen manche Stellen über Tage geübt werden. Welche Freude ist es jedoch, wenn ich nach einigen Monaten das Stück höre, das mit Hingabe gespielt wird! Es war der Mühe wert.
Eine besondere Freude ist nach dem Abschluss die Auswahl eines neuen Musikstücks. Mein Ältester besorgte sich Notenhefte bei der Nachbarin, sah sich einige Stücke an, begann eines zu üben (und merkte, dass es noch zu schwierig war). Dann fragte er seinen Lehrer nach einem passenden Stück. Zusammen diskutierten sie, in welche Richtung es gehen soll. Der Klavierlehrer sieht in seiner Sammlung nach und macht ihm einen Vorschlag. Der aktive Einbezug des Kindes in die Auswahl stärkt aus meiner Erfahrung die Identifikation mit dem Musikstück und legt die Basis für den beschwerlichen Weg des Übens.