Aus meiner beruflichen Tätigkeit weiss ich um die Ungeduld von Seminarteilnehmern, wenn es um die Herleitung eines Modells oder die Erarbeitung von Grundlagen einer bestimmten Denkschule geht. Besser lässt Mann dies gleich weg und beginnt induktiv, das heisst in ihrem Alltag, bei ihren unmittelbaren Problemstellungen. Erst nachdem Betroffenheit geschaffen worden ist, steigt die Bereitschaft für Herleitungen im Sinne von Hilfestellungen an. – Szenenwechsel: Sonntagmorgen, Predigt, Bibeltext. Keine Anekdote aus dem Leben des Verkündigers, kein Anspiel oder Filmausschnitt, keine Lebensgeschichte – sondern “einfach” der Bibeltext. Es dauert fünf, zehn Minuten, um den Hintergrund des Bibeltextes so zu erhellen, dass der Zusammenhang für einen nicht eingeführten Zuhörer einigermassen gebahnt ist. Dann folgt die Erklärung über die Aussage des Textes. Diese Erklärung dreht sich nicht um uns, sondern um Gott. Es geht um seine Eigenschaften, seinen Plan, sein Wirken. Die Unruhe steigt an, die Gedanken schweifen ab, der Blick geht verstohlen zur Uhr. Gib uns noch schnell einige Anleitungen für unser Leben. Sag uns schnell, wie wir uns besser fühlen können. Genau diese Erwartungshaltung ist durch die Unterhaltungsindustrie in uns gezüchtet worden. Doch: Es entgeht uns genau dann viel, wenn wir denken, ein Bibeltext oder gewisse Aussagen daraus würden uns nichts angehen. Weshalb? All das, was Gott über sich aussagt, hilft uns dabei, unsere Gesamtsicht zu verändern. Ganz abgesehen davon, dass der Heilige Geist im Christen das Verlangen weckt, ihn besser kennen zu lernen, gilt: Durch das, was wir über Gott lernen, gewinnen wir indirekt auch für unser Leben. Ich wage sogar zu behaupten: Solche Einsichten können eine To-Do-Liste oder einen Fünf-Punkte-Plan glatt ersetzen.