Buben zur Selbständigkeit anleiten (5): Den Ball zurückspielen

Meine Jungs lieben das Fussballspiel, und sie lieben es, wenn ich mitspiele. Was auf dem Platz abläuft, lässt sich gut mit dem Geschehen zu Hause vergleichen. Manche Eltern sind es sich gewohnt, den Ball von ihren Kindern anzunehmen. Zugeladen und absorbiert vom Alltag, nehmen sie, wenn sie angespielt werden, den Ball an und laufen mit ihm weite Strecken. Die Kinder tänzeln – im Bild gesprochen – um die Eltern herum. Ihre einzige Beschäftigung, die ihnen bleibt, sind die Störaktionen gegen die Eltern im Ballbesitz. Die Prognosen sind gut vorhersehbar. Den Eltern geht der Schnauf aus und die Junioren sind fitter als je zuvor. Das Kind verfügt über viel Energiereserven. Die Kräfteverteilung ist aber umgekehrt proportional. Die Eltern übernehmen neben ihren sonstigen Aufgaben noch (freiwillig) die Last um den Kindern hinter her zu rennen. Das tun sie solange, bis ihnen der Kragen platzt. Sie verlieren Manövrierfähigkeit für die wirklich heiklen Situationen.

Diese Ungleichverteilung erfordert Korrektur. Das Passspiel muss eingeübt werden. Das bedeutet in erster Linie: Ich lerne den Ball zurück zu spielen. Nicht nur übernehmen die Kinder einen Teil der Arbeit. Zusätzlich lasse ich sie in heiklen Momenten überlegen: Was würden sie sich selbst an dieser Stelle sagen? Die Antworten sind erstaunlich. Sie verfügen über gutes Gespür, was den nächsten Pass angeht. Es kommt noch etwas hinzu. Wenn Eltern den Ball selbst annehmen, entmündigen sie ihre Kinder. Diese lernen nicht schrittweise Verantwortung zu übernehmen.