Wenn die Provokation sehr gross und auf die Persönlichkeit des Erwachsenen gerichtet, kann ich nicht ohnmächtig dastehen, das hiesst ohne Macht und gleich alle Autorität abgeben. Ich kann mich auch nicht nur entrüstet geben und damit die Rüstung ablegen. Solche Signale … werden aufgenommen, und zwar nicht zum Vorteil der Erwachsenen. …
Gerade akademisch geschulte Eltern stehen oft völlig überfordert da, wenn die Jungmannschaft Dinge sagt und tut, die sie als gebildete Menschen mit der Sehnsucht nach dem Guten, Wahren und Schönen schlicht und ergreifend für unmöglich halten. …
Die Jungen … merken, wie die Erwachsenen durch ihre Provokationen den Boden unter den Füssen verlieren, und schon kippen die Machtverhältnisse in diesem und jenem Elternhaus zugunsten der Kinder um. …
Es ist Fatalismus, den Kindern das Feld zu überlassen. Wir haben die Aufgabe den Kindern Grenzen zu setzen und Grenzüberschreitungen mit Konsequenzen zu ahnden. … Ich darf dem Kind zeigen, dass es mich kränkt und verletzt, wenn es Abmachungen missachtet. Ich darf weiterhin zeigen, dass mich dies auch ärgert. … Wenn das Kind weiss, woran es mit mir ist, kann es seine Taten und Worte richtig einschätzen.
Aus: René E. Häsler. Schlaflose Nächte. Schläfli & Maurer: Interlaken 2003. (63-69)