Wie bei vielen Unternehmen gibt es zwei Seiten der Medaille, so auch beim Entscheid für Unterricht zu Hause. Es gilt die Kosten abzuschätzen, in diesem Fall für einen “Intensiv-Familien-Lebensstil”. Hier folgt meine persönliche Bilanz.
Bedenke die Kosten.
- Beide Elternteile müssen an einem Strick ziehen. Es geht nicht an, dass der Vater sich “heraushält”.
- Es braucht dauernd Absprache, Reflexion, Planung. Neue Lernmaterialien müssen beschafft werden.
- Besonders die Mutter ist zusätzlich gefordert: Einen Haushalt zu führen und Kinder im Lernen anzuleiten ist ein Doppeljob. Perfektionistische Ansprüche liegen nicht drin.
- Lernen als Lebensstil bedeutet, dass sich Lerngelegenheiten oft dann bieten, wenn du gerade müde, absorbiert oder niedergeschlagen bist.
- Denke nicht, dass sich durch “Abschottung” das Böse “draussen” halten lässt! Das Problem ist in jedem von uns drin und trägt einen Namen – Sünde.
- Das Kind wird nicht “freiwillig” alles angehen. Arbeit in den Schwächen ist verbunden mit Hartnäckigkeit, Fleiss, Tränen und zeitweiser Entmutigung von Eltern und Kindern.
Freue dich am Ertrag.
- Neugier am Lernen kann besser erhalten bleiben. Insbesondere der Sog der Gleichaltrigen (“Lernen ist blöd”) ist viel weniger spürbar.
- Es gibt weniger Normierung “dazu bist du noch zu jung”. Das Kind probiert einfach aus und eignet sich Fähigkeiten je nach Begabung dann an, wenn es dazu reif ist.
- Schule und Leben sind viel weniger getrennt.
- Die Kinder arbeiten freudig an “ihren” Projekten und lernen nebenbei: Briefe und Theaterstücke schreiben, Burgen bauen, an Mal- und Musikwettbewerben teilnehmen, Konzerte und Aufführungen in Familie und Nachbarschaft veranstalten, eigene Kleidungsstücke nähen und stricken, säen und ernten (im Garten), eigene Produkte zum Verkauf herstellen (Konfitüre, Sirup etc.).
- Die Tageseinteilung lässt sich familienfreundlicher gestalten. Wie bereichernd sind gemeinsame Mahlzeiten als Familie!
- Die vielfältigen Angebote an Büchern, Musik, Naturerlebnissen, Basteln, Werken können intensiver genützt und integriert in den Alltag werden.
- Es gelingt besser eine Lesekultur zu etablieren. Bei uns ist immer einer am Lesen, sei es am frühen Morgen, zwischendurch, am Abend, in der Nacht. Wenn jemand müde ist, gehört es selbstverständlich dazu, sich ein Buch zu schnappen und sich lesend zu erholen.