Vato Jordania, Georgier, Jahrgang 1986, hat uns mit einem Klavierrezital, das wir in Wien besucht haben, beeindruckt. Gemäss biographischen Angaben stammt er aus einer musikalischen Familie und gab mit acht Jahren sein erstes öffentliches Konzert. Dieser Mann interpretiert die Stücke nicht nur auf seine Art und Weise. Er lebt in der Musik. Das Feuer und die Begeisterung steckte sämtliche Zuhörer an.
Damit verfalle ich weder in eine unkritische Bewunderung (ein solches Investment fordert einen hohen Tribut), noch gebe ich mich der Utopie hin, dass alle Kinder kleine Wunderkinder sein müssen. Eines jedoch können wir von Vato lernen: Er hat seine Begabung konsequent ausgebaut und eine Leidenschaft entwickelt. Die meisten Kinder und Heranwachsenden werden nie zu ausdauerndem Lernen angeleitet. Im Gegenteil: Wer sich anstrengt und aus dem Mittelfeld herausragt, wird gerne dahin zurückgestossen. Die „gleichaltrige Vergleichsgruppe“ sendet die Dauerbotschaft: Lernen ist doof. Dadurch entsteht eine unglückliche Gewohnheit: In den Jahren, in denen Gott die beste Aufnahmebereitschaft geschenkt hat, „verplämpern“ Heranwachsende ihre Zeit.
Gibt es Alternativen? Mehr dazu in der Serie „Die Mythen der Adoleszenz“.