In “Biblisch Glauben, Denken, Leben” (Nr. 102; 2014) ist mein Aufsatz zum Dreiklang unseres Glaubens erschienen.
Kürzlich sahen wir uns als Familie Fotos vom Umbau eines Hauses an. Die Besitzer hatten das ganze Gebäude ausgehöhlt. Nur einige Balken blieben übrig, die das ganze Gebäude stützten. Dies ist ein treffendes Bild für das, worum es in diesem Beitrag geht. Was sind die tragenden Balken unseres Glaubens? Früher war es selbstverständlich dazu den Katechismus zu befragen, der die wichtigsten Glaubensgrundsätze zusammenfassen sollte.
Im vergangenen Jahr hatte der Heidelberger Katechismus von 1563 sein 450jähriges Jubiläum. Seine zweite Frage gibt nicht nur die Struktur für die 129 Fragen und Antworten vor, nach denen der Katechismus aufgebaut ist. Sie beschreibt auch in Kürze die Grundstruktur des christlichen Glaubens.
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Unser Glaube – so sagt es der Heidelberger im Einklang mit der Bibel – besteht aus dem Dreitakt Elend – Erlösung – Dankbarkeit. Alle drei Stücke gehören zusammen. Wird ein Stück herausgenommen, stürzt das gesamte Gebäude ein. Deshalb ist diese kurze Zusammenfassung auch ein geeignetes Instrument zur Prüfung, ob die Botschaft des Glaubens ausgewogen dargestellt wird. Ebenso bietet es eine Basis für ein Kontrastbild zum „Evangelium“ unserer Umgebung. Jeder Mensch muss nämlich eine Erklärung für das Elend liefern und eine Lösung bereithalten, die es ihm ermöglicht, sein Leben und Handeln zu rechtfertigen. Wenn er nicht vom Heiligen Geist erneuert worden ist, geht er jedoch in allen drei Dingen fehl.
Jede Frage und Antwort des Katechismus ist sorgfältig aus der biblischen Gesamtbotschaft abgeleitet worden. Dieselbe Grundstruktur wie im Heidelberger Katechismus finden wir beispielsweise in einer Argumentation von Paulus vor. Es geht um die Spannung des erlösten Menschen: Einerseits ist das Verlangen nach Gottes Gesetz tief in ihm verankert. Er macht jedoch die Erfahrung, dass er wegen der in ihm wohnenden Sünde nicht nach dem Gesetz handelt (Röm 7,13-25). Der abschließende Ausruf von Paulus beinhaltet in Kürze den Ausweg aus dem Dilemma und gleichzeitig die Konturen der rettenden Botschaft des Glaubens (Verse 24-25):
- Ich elender Mensch!
- Wer wird mich retten?
- Dank sei Gott durch Jesus Christus.