Zitate aus dem Aufsatz von Class Cordemann. Religion und Kultur. Paul Tillichs religionsphilosophische Grundlegung einer Theologie der Kultur. In: Christian Danz, Werner Schüssler (Hrsg.). Paul Tillichs Theologie der Kultur. de Gruyter: Berlin/Boston, 2011. (94-127)
“In den Kriegsjahren wurde für Tillich vor allem ein Gedanke wichtig, der ihn in seiner Schaffensphase nach dem Ersten Weltkrieg bestimmte: die Einsicht in den Verlust der religiösen Tiefendimension bei den meisten seiner Zeitgenossen.” (96)
In der Moderne sei die vordringliche Frage: “Wie kann ich einen Sinn in dieser sinnlosen Welt finden?” (ST III, 262, zit. 97) “Tillichs Gegenwartsdiagnose mündet also für die Moderne in der Konstatierung einer umfassenden Sinnkrise.” (ebd.)
“Geistiges Leben ist Leben im Sinn oder unablässige schöpferische Sinngebung.” (EW VI, 125, zit. 99)
“Aufgabe einer Theologie der Kultur ist es, ‘die Profanisierung, Entleerung und Zerspaltung der Kultur’ (GW IX,31) zu überwinden.” (100)
‘Die Kultur ist Medium des Unbedingten’ (GW I, 386). “Dort, wo die Kultur sich vom Unbedingten getragen weiss, erwächst aus der Tiefe Sinn.” (102)
Die theonome Form des “Ineinanders von Religion und Kultur ist Tillichs kulturtheologisches Ideal”. (103)
“Als religiöse Ersatzfunktionen suchen sich die Menschen dann je nach Bildungsstand Wissenschaft, Moral oder Kunst – allerdings nur nach ihrer formalen Seite (vgl. GW I, 374).” (105)
Religion und Kultur sind als “differente Sinneinstellungen konstitutiv auf einander bezogen. Religion ist der Gehalt und die Möglichkeit der Kultur. Die Kultur ist die Form und die Wirklichkeit der Religion.” (107)
Die Gesamtabsicht einer Theologie der Kultur: Tillich versteht sie “als einen Lösungsversuch der sich in der Neuzeit durch das Auseinandertreten von Religion und Kultur ergebenden Frage nach dem Sinn.” (110)
“Der Einzelsinn ist – bestimmungslogisch gesprochen – erst dann erfasst, wenn sein Ort innerhalb der Sinntotalität bestimmt ist.” (113)
“Das Ziel der theonomen Geisteswissenschaft besteht darin, aufzuzeigen, ‘dass Religion kein Sinnsphäre neben den anderen ist, sondern eine Haltung in allen Sphären: die unmittelbare Richtung auf das Unbedingte (GW I, 228).” (119)
“Dogmatik ist für Tillich nicht nur die Hüterin traditioneller Symbole, sondern sie ist immer auch aktiv an der Bildung neuer Symbole für das Unbedingte beteiligt (vgl. GW I,274-277).” (121)
“Gott als der unbedingte Sinngrund und -Abgrund ist laut Tillich die Bedingung der Möglichkeit, überhaupt Sinn in der Kultur zu erfahren.” (122)