Ich sitze in der Garderobe. Mein Turnkollege: „Jetzt kommt Ostern. Da haben wir vergeblich auf ihn gewartet.“
Danke für den Steilpass. „Wer ist ‚wir‘?“
„Wir Menschen.“
Ich denke einen Augenblick nach. „Eigentlich war es eher umgekehrt“, erwiderte ich, „wir Menschen haben ihn gar nicht mehr erwartet. Sogar seine engsten Vertrauten dachten, nach seinem Tod sei alles zu Ende, vorbei. Dabei hatte Jesus vor seinem Tod angekündigt, dass er nach drei Tagen auferstehen würde.“
Ein verlegenes Lächeln.
Ich fahre fort: „Das war ja schon verrückt. Die Soldaten am Grab mussten geschmiert werden, weil es über Nacht ohne sichtbare Fremdeinwirkung leer geworden war. Diese Geschichte durfte niemand erfahren.“
Mein Gegenüber fuhr fort: „Ja, und der Pilatus sagte sogar: ‚Ich finde keine Schuld an ihm.‘“
„Ja, dem römischen Statthalter und Richter in dieser Angelegenheit war auch schnell klar, dass es hier um Neid auf Seite der Ankläger und nicht um Schuld des Angeklagten ging.“
„Das ist ja ähnlich wie heute. Jeder will nur seine Haut retten.“
„Jeder ausser einem. Dieser gab eben seine Haut hin für andere.“
Stille. „Vielleicht ist Gott ja nur Projektion.“
„Wie meinst du das?“
„Im Pfarrblatt habe ich es gelesen: ‚Ist Gott nur Projektion?‘“
Ich denke nach. Was mag hinter dieser Frage stecken? Auf jeden Fall muss dieser Gott einerseits weit weg sein, und andererseits lässt er jemanden doch nicht ganz in Ruhe. „Ja, es gibt nur zwei Möglichkeiten für den Zirkelschluss: Entweder wir beginnen bei uns und denken uns Gott als Projektion. Falls es ihn gibt, würde das gar nichts über ihn ändern. Im Gegenteil. Wenn er wirklich existiert und uns geschaffen hat, liegt das Verfügungsrecht über uns gänzlich bei ihm.“
Eine kurze Pause. „Die andere Möglichkeit ist: Wir beginnen bei Gott. Er hat sich uns gezeigt und das, was ihm wesentlich ist über ihn und uns, dokumentiert.“
„Ich bringe dir den Artikel mit. Ein frohes Osterfest.“
Denn ich habe euch zu allererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und daß er begraben worden ist und daß er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften. (Paulus in der Bibel, 1. Korinther 15,3+4)