E21-Live Blog (2): Die verändernde Kraft des Evangeliums

Speaker: Wolfgang Wegert

Text: Apostelgeschichte 8,30 (als Ausgangspunkt)

Hauptaussage

Nimm jeden Tag von der Arznei des Evangeliums. Je mehr, desto besser. Es hat keine Nebenwirkungen. Lebe in deiner Alltagsroutine nicht am Evangelium vorbei.
Wegert stellt die Medizin des Evangeliums für Schuldgefühle, Unrecht, Unglücksfälle, Angst und die Wechselfälle des Lebens vor.

Fünf Zitate

  1. Manche sagen: Hört auf mit der Theologie, wir wollen Praxis, Praxis, Praxis. Wenn jemand keine Zeichnung will, wird aus dem ganzen Gebäude nichts. Er baut an Gottes klarem Grundriss vorbei.
  2. „Die Bibel ist Medizin für die Seele.“ – Die Leute kannten mit der Zeit diesen Slogan der Fernsehkanzel. Aber sie litten an Fieber, weil sie sie nicht nahmen.
  3. Das Evangelium ist Triebkraft für das geistliche Leben, das uns auf dem Weg zu Christus und dem ewigen Leben hält.
  4. Nichts in dieser Welt geschieht ohne den Willen Gottes. „Stimmt ja, der Porschefahrer, der sich schnell in die Parklücke drängte, wurde ja von Gott geschickt.“
  5. Unsere chronische Angst zeigt, an was für einen Gott wir in Wahrheit glauben, nämlich an einen ohnmächtigen Gott.

Mitschrift

„Verstehst du auch, was du liest?“ Philippus fragte ihn nicht: „Berührt dich das, was du liest?“ Soll ich durch Verstehen des Evangeliums wirklich Veränderung erleben? „Das Evangelium ist nicht für Frösche und Pferde geschrieben, sondern für denkende Menschen.“ (C. H. Spurgeon)

Das rechte Verstehen des Evangeliums ist Voraussetzung für unseren täglich gelebten Glauben. Wer das Evangelium nicht verstanden hat, kann es auch nicht glauben. Das Evangelium kann nur verändern, wenn wir den Plan verstehen, der dahinter steht. Das eine Evangelium (und es gibt kein anderes) muss genau definiert werden.

Wegert schildert ein Erlebnis aus der Praktikumszeit als Bauingenieur: Weil die eine Schalttafel ein Zentimeter aus dem Winkel war, stellte sich heraus, dass das Gebäude um ganze 1 Meter 50 aus dem Winkel geraten war. Das ganze betonierte Gebäude musste in den rechten Winkel gebracht werden. Nach dieser Korrektur war die Firma pleite. Irgendjemand hatte sich nicht genügend Mühe gemacht, den Plan genau zu studieren. Viele Christen erleiden Schiffbruch, weil sie an Gottes klarem Grundriss ihr Leben vorbeibauen. Manche sagen: Hört auf mit der Theologie, wir wollen Praxis, Praxis, Praxis. Wenn jemand keine Zeichnung will, wird aus dem ganzen Gebäude nichts. So geht es vielen Christen. Sie wollen erleben, erfahren und fühlen. Aber sie haben nicht die Frage von Philippus beantwortet: Verstehst du auch, was du liest?

Dann kommt das nächste Problem: Christen setzen das, was sie erkannt haben, nicht konkret um. Sie wissen alles, aber tun es nicht. Dafür gibt es ein anderes Bild. Sie haben die richtige Medizin, aber nehmen sie nicht ein. „Die Bibel ist Medizin für die Seele.“ – Die Leute kannten mit der Zeit diesen Slogan der Fernsehkanzel. Gleichzeitig litten sie unter Fieber. So ähnlich wie bei einer alten Dame, der die Ärzte die Dosis erhöhten. Nach einigen Wochen fand man im Bademantel zwei Hände voller Medikamente vor. Sie hatte sie nicht eingenommen. Wenn ich das Evangelium nicht anwende, kann es mein Leben nicht verändern.

Das Evangelium ist nur für die Lebenswende, denken manche. Doch das Evangelium ist Triebkraft auch für das geistliche Leben, das uns auf dem Weg zu Christus und dem ewigen Leben hält.

  1. Schuldgefühle: Es gibt zwei Arten von Schuldgefühlen, einerseits gesundes Sündenbewusstsein. Wende das Evangelium an, nicht nur bei den Kardinalsünden, sondern auch bei sündigen Verhaltensmustern. Die andere Art hört sich so an: „Dafür kannst du nichts. Du hast ja nur gelogen, weil der andere dich dazu aufgefordert hast.“ So wird heute zum Umgang mit Schuldgefühlen angeleitet. Selbstrechtfertigung ist jedoch Gift. Die Medizin lautet 1. Johannes 1,9. Nicht schönreden, sondern ans Licht zerren. Wende die Lehre des Sündenbekenntnisses an. Wenn dies nicht geschieht, werden Schuldgefühle chronisch. Es gibt auch bösartige Schuldgefühle, die nach dem Bekenntnis bestehen bleiben. Der Teufel und die zweifelnde Seele wollen sie immer wieder vorhalten. „Hätte ich nicht…“ Erlebt: Ein Mann hatte keine Lust, am Abend noch die Winterreifen für die Frau aufzuziehen. Am nächsten Morgen verunglückte sie tödlich. „Wer will noch wagen, dich zu beschuldigen?“ Lerne die wunderbare Lehre der Rechtfertigung aus Gnade. Das ist die richtige tägliche Medizin.
  2. Unrecht: „Was siehst du aber den Splitter in des Bruders Auge und nicht den Balken in deinem Auge?“ Diese Optik kühlt deinen Zorn ab. Paulus hat gesagt: „Ich bin der grösste Sünder.“ Das hat eine ‚innere Abrüstung‘ zur Folge. Ich erkenne, dass ich der grössere Sünder bin. „Wenn er angefangen hat, dann soll er auch anfangen sich zu entschuldigen.“ Wenn wir so argumentieren, nehmen wir die Medizin nicht ein! Die Sünde, die dir angetan wird, ist im Vergleich zur Sünde, die du Gott antust, klein. Die Lehre von der innewohnenden Sünde ist in Vergessenheit geraten. Wenn diese Wahrheit wieder eingenommen wird, dann erinnert sie uns daran, dass wir Gerechte und Sünder zugleich sind. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Diese Medizin befreit aus der Opferrolle, sogar bei schlimmsten Vorkommnissen. Gott wird dich nicht danach fragen, was dein Vater dir angetan hat, sondern er wird dich nach deinen Sünden fragen. Jeder steht vor Gott mit seinen eigenen Sünden. Selbst wenn jemand viel erlitten hat, ist er auch Täter. Diese Wahrheit wird demütig machen, treibt zum Kreuz und entschärft Konflikte.
  3. Unglücksfälle: Wie würde ich reagieren, wenn mich die Botschaften des Hiob getroffen hätten? Meine Antwort wäre wohl: Der Herr hat es gegeben, die Banditen haben es genommen. Oder: Der Herr hat gegeben, der Teufel hat genommen. Hiob sagte aber: Der Herr hat genommen. Das ist eine eigenartige Theologie. Wenn das Kind ist beim Unfall umgekommen ist, brauchen solche Eltern eine gute Medizin. Hier kommt die Lehre von der Vorsehung ins Spiel. Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. Nichts in dieser Welt geschieht ohne den Willen Gottes. „Stimmt ja, der Porschefahrer, der sich schnell in die Parklücke drängte, wurde ja von Gott geschickt.“ Wir kennen den Plan des Evangeliums, aber der Teufel überfällt uns unverhofft. Wir denken: Das können wir uns nicht gefallen lassen. Doch Josef packte seine Brüder nicht am Schopf nach dem Motto: Gut, dass ihr endlich da seid. „Nicht ihr habt mir nach Ägypten gebracht.“ Die Bibel ist voll von solchen Geschichten. David sprach: „Gott hat’s ihm geheissen.“ Darum fluchte Simei dem König. Wenn wir die Vorsehung Gottes verstehen, dann hadern wir nicht mehr mit Gott.
  4. Sorge und Angst: Es gibt so viel zermürbende Angst, obwohl die Bibel wiederholt aufruft: „Fürchte dich nicht.“ Unsere chronische Angst zeigt, an was für einen Gott wir in Wahrheit glauben, nämlich an einen ohnmächtigen Gott. Gott kann nicht und ich auch nicht, und darum muss ich Angst haben. Wir befürchten, dass sich unsere Angelegenheiten doch nicht erledigen werden. Warum machen wir uns das Leben so schwer, wenn es so leicht ist? Wir tun uns schwer damit, unser Leben in Gottes Hand zu legen. Diese Arznei heisst völlige Ergebung. Befiehl dem Herrn deine Wege, er wird es wohlmachen. Herr, führe du die Sache meiner Seele. Er wird es nach seinem Ratschluss auch tun.
  5. Wechselfälle des Lebens: In Zeiten des Wohlergehens werden wir gerne übermütig. In Zeiten des Mangels sind wir schnell am Verzweifeln und Verzagen. Für diese Wechselfälle des Lebens gibt es die Lehre der Freude und Zufriedenheit in Christus. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde.“ Auch wenn dir alles andere genommen wird, bleibst du der glücklichste Mensch auf Erden. Sterben ist Gewinn, es hat keine Bedeutung. Jede Lebenslage war Paulus vertraut. „Alles vermag ich durch den, der mich mächtig macht.“ (Wegert:) Ich muss bekennen, dass ich in der Hitze die gleiche Freude empfinde. Mein Thermostat ist noch nicht austemperiert. Wenn ich alles habe und wenn ich nichts habe, mangelt mir nichts. Dies schrieb Paulus aus dem Verliess eines dunklen Gefängnisses in Rom. Atme bewusst die Lehre vom Glück und der Zufriedenheit in Christus ein.

Fazit: Nimm jeden Tag von der Arznei des Evangeliums. Je mehr, desto besser. Es hat keine Nebenwirkungen. Du kannst es wie Wasser aus der Leitung nehmen. Nimm es als Hauptgericht, nicht als Zubrot. Nimm den ganzen Heilsplan Gottes. Lebe davon. Verzehre es. Die Wirkstoffe der Bibel sind besser als alle Naturheilmittel der Welt. Lebe in deiner Alltagsroutine nicht am Evangelium dabei.