Jeden Tag bekomme ich einige unverfängliche Einladungen. Die Kinder wollen mich für ihren Lernerfolg belangen. Es ist bequem sich ziehen zu lassen. Papa gibt den Takt vor, Papa stoppt die Zeit, Papa hakt nach, Papa mahnt, Papa ermutigt. Ja, dies sind alles wichtige Aufgaben, denen ich mich verpflichtet weiss. Aber: Ich bin nicht zuerst für den Lernerfolg meines Sohnes zuständig. Wenn ich innerlich diese Aufgabe zu meiner Aufgabe mache, bringe ich meinen Sohn um ein wichtiges Lernfeld – nämlich zu lernen für sein Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Am frühen Morgen schon beginnt es. Es ist wohlig im warmen Bett. Papa wird schon nochmals rufen. Der Geschirrspüler sollte noch eingeräumt werden. In fünf Minuten gibt es Frühstück. Vor dem Essen wird eben noch der Geschirrspüler eingeräumt. Nach dem Frühstück kein Trödeln, sondern Zähneputzen. Und dann die nächste Möglichkeit die eigene Verantwortung zu delegieren: Was mache ich jetzt? Genau: “Ihr geht an die Tafel und schreibt euer Tagesprogramm auf.” Ich bespreche das Notierte und bitte um Priorisierung.
Wie viele ähnliche Situationen habe ich schon beobachtet. Mütter und Väter nehmen sich selbst in die Pflicht. Hausaufgaben sind ihre Aufgaben. Das Weiterkommen scheint ihre ureigene Angelegenheit zu sein. Die Psychologie spricht von (ungesunder) Symbiose. Moment, ich werde gerade unterbrochen: “Papa, könntest du noch…?”