Holger Lahayne hat den Grundlagentext „Rechtfertigung und Freiheit – 500 Jahre Reformation 2017“ der EKD analyisert. Seine Anmerkungen lesen sich als punktgenaue Beschreibung, woran Kirchen und zunehmend auch Freikirchen bei uns kranken.
Wie kann es sein, dass ein sündiger Mensch vor dem heiligen und gerechten Gott gerechtfertigt dasteht? Von einem Grundlagentext sollte man auf einhundert Seiten eine halbwegs klare Antwort erwarten dürfen. Doch geradezu krampfhaft hat man die Begriffe umfahren, die die klassische Antwort umreißen: Opfer, Blut, Sühne, Stellvertretung – alles kommt im Text nirgends vor. Selbst der Tod Christi am Kreuz wird nirgendwo erörtert! Kann das wirklich sein? Jesus kam in erster Linie auf die Erde, damit er sein Leben am Kreuz als Lösegeld gebe (s. Mk 10,45). Aber wir lesen nur, Gott habe „am Kreuz gehandelt“, „am Kreuz wendet sich Gott den Menschen zu“ und am Kreuz zeige sich die „Nähe Gottes zu den Menschen in spezieller Weise“. Vages und Unkonkretes. Es scheint, als habe am Bildschirm der Autoren eine Haftnotiz geklebt: „Blutopfer – nein danke!“
Starke Leseempfehlung!