Ich möchte keinen Feigling als Mann haben

Als die Kommunisten die Macht innehatten, wußten Tausende von Priestern, Pfarrern und Predigern die beiden Sprachen nicht zu unterscheiden. Die Kommunisten beriefen einen Kongreß aller christlichen Körperschaften in unser Parlamentsgebäude in Bukarest ein. Dort waren viertausend Priester, Pastoren und Prediger aller Religionsgemeinschaften versammelt. Diese vier- tausend Geistlichen wählten Joseph Stalin zum Ehrenpräsidenten dieses Kongresses. Gleichzeitig war Stalin amtierender Präsident des Weltverbandes der Gottlosenbewegung und ein Massenmörder von Christen. Aber einer nach dem anderen, ob Bischof oder Pfarrer, erhob sich in unserem Parlament und erklärte öffentlich, daß der Kommunismus und das Christentum in ihren Grundlagen gleich seien und friedlich nebeneinander bestehen könnten. Ein Geistlicher nach dem anderen fand preisende Worte für den Kommunismus und versicherte der neuen Regierung die treue Mitarbeit der Kirche. Meine Frau saß neben mir und sagte zu mir: „Richard, steh‘ auf und wasche diese Schande vom Antlitz Christi! Sie speien ihm ins Gesicht.“ Ich sagte zu meiner Frau: „Wenn ich das tue, verlierst Du Deinen Mann.“ Sie erwiderte: „Ich möchte keinen Feigling zum Mann haben.“ Da stand ich auf und sprach zu diesem Kongreß. Ich pries nicht die Mörder der Christen, sondern Christus und Gott und sagte, daß wir zuallererst ihm unsere Treue schulden. Alle Reden auf diesem Kongreß wurden durch den Rundfunk übertragen, und das ganze Land konnte die von der Rednertribüne des kommunistischen Parlaments verkündigte Botschaft von Jesus Christus hören. Später mußte ich dafür bezahlen, aber das war es wert gewesen.

Richard Wurmbrand. Gefoltert für Christus. (20)