Unsere Kinder in die Selbständigkeit begleiten (17): Die Macht des Doppellebens brechen

Vor wem leben wir?

Es ist ein kein angenehmes Thema, das ich anschneide. Dafür ein umso wichtigeres. Bevor ich einsteige, muss ich eine wichtige Präzisierung anbringen: Ich beschreibe den Prozess aus der Perspektive von jemandem, der prinzipiell davon ausgeht, dass es einen persönlich-unendlichen Gott gibt, dem er Rechenschaft schuldig ist. Die Grundfrage ist: Vor wem lebe ich? Vor dem Einen Zuschauer? Vor den Eltern? Vor der Peer (Vergleichsgruppe der Gleichaltrigen)?

Ich beschreibe zuerst den Kreislauf des Doppellebens, führe einige Nachteile und den biblischen Ausweg auf, um zuletzt ein mögliches Vorgehen als Eltern vorzuschlagen.

1. Der Kreislauf des Doppellebens

Die Versuchung: Alles beginnt mit einem Angebot, das sich verlockend präsentiert. Dies können zum Beispiel Suchtmittel, pornografische Inhalte oder der Plan zu stehlen sein. Weil unser Herz von der Sünde verdorben ist, findet diese Versuchung einen Widerhaken in unserem Innern. Wir lassen uns auf ein inneres Zwiegespräch ein, um das Gewissen ruhig zu stellen. Wir rationalisieren und rechtfertigen negative Folgen.

Die Umsetzung: Die Gedanken führen zur Tat. Die Verlockung wird unwiderstehlicher. Wir überwinden uns und schreiten zur Tat. Leider. Was im ersten Moment süss schmeckt, hinterlässt jedoch einen bitteren Nachgeschmack. Wir fühlen uns schuldig.

Die Verheimlichung: Die Scham muss bedeckt werden. Am besten erzählen wir den Eltern nichts davon. Oft zieht das Verheimlichen weitere Sünden nach sich, z. B. Lügen.

Das Abverdienen: Parallel setzt oft ein Prozess ein, den ich das „Abverdienen“ nenne. Wir wollen uns etwas vormachen, nämlich durch harte Arbeit das schlechte Gewissen zu besänftigen bzw. zu betäuben. Wir strengen uns in einem anderen Bereich an, um die schlechte Tat wett zu machen.

Die Wiederholung: Nach einer Zeit gibt es wieder eine Situation der Versuchung. Es folgen dieselben Aus- und Einreden. Die Tat folgt auf dem Fuss, oftmals etwas intensiver. Es scheint so, als bräuchte es von Mal zu Mal mehr Stimulation. Oder anders ausgedrückt: Unser Gewissen scheint immer mehr zu „schlucken“. Der Mechanismus des Abverdienens wiederholt sich ebenfalls.

2. Die Nachteile des Doppellebens

Dies ist keine vollständige Aufzählung. Ich beleuchte in Kürze fünf Aspekte:

Energieverlust: Die Durchführung solcher Unterfangen benötigen Zeit und Energie. Diese hätten wir für das Leben vor Gott nötig gehabt, sie geht uns jedoch abhanden. Unsere Nächsten leiden darunter.

Verlust der Einfalt: Die Bibel spricht von Einfalt im Sinne eines ungeteilten Herzens, wenn unser ganzen Sein auf ein Ziel ausgerichtet ist. Durch das Doppelleben geht diese Einfalt, also dieses ungeteilte Streben, verloren.

Weg zu weiteren Eingeständnissen: Das Doppelleben lässt sich mit einem Weg vergleichen, der eingeschlagen wird. Solange keine Umkehr erfolgt, wird dieser Weg weiter beschritten – zum eigenen Verderben und zum Schaden anderer.

Gebundenheit: Wer einen Weg beschreitet, bindet sich unweigerlich gedanklich und durch Handlungen. Es kann sich eine Sucht daraus entwickeln. Diese Sklaverei wirkt sich auf unser geistiges und körperliches Wohlbefinden aus.

Herrschaftsverlust: Nicht nur verlieren wir Kontrolle über unser eigenes Leben. Wir lassen es zu, dass der Satan, Herrscher dieser Welt, an Einfluss gewinnt.

3. Das Ausbrechen aus dem Doppelleben

Der Ausbruch wird in der Bibel und in den Bekenntnissen so beschrieben:

  • Der Heilige Geist treibt uns dazu, die Sünde zu hassen.
  • Wir bekennen sie vor Gott und den Menschen.
  • Durch die Kraft des neuen Lebens lassen wir davon.

Es steckt eine grosse Kraft und Befreiung darin, Licht ins Dunkel zu bringen.

4. Vorgehen der Eltern

Ich formuliere vorsichtig einige Empfehlungen:

  1. Wo setzen wir Eltern selber Signale in die Richtung „Doppelleben“?
  2. Stellen wir uns selbst unangenehmen Fragen – auch und gerade unserer Kinder.
  3. Warte einen passenden Moment ab, um mit dem Kind darüber zu reden.
  4. Wehre den Anfängen: Zuerst beten; mutig nachfragen, wenn Verdacht besteht; das Kind nicht beschämen; die Konsequenzen aufzeigen; eindringlich warnen.
  5. Lasse das Kind zusammenfassen, was es verstanden hat.
  6. Beende nie ein Gespräch, ohne auf die befreiende Gnade Gottes aufmerksam gemacht zu haben.
  7. Suche zusammen mit Ehepartner und dem Kind das Gebet.