Buchbesprechung: Briefe aus Narnia

C. S. Lewis. Briefe aus Narnia. Brendow: Moers, 2007 (2. Auflage). 142 Seiten. Euro 4,95.

Nach dem Lesen der Narnia-Chroniken machte ich mich auf die Suche nach weiterem Material über die Chroniken. Da bot sich diese deutsche Übersetzung einer repräsentativen Auswahl seiner Briefe an.

Der Vorspann des Buches

Douglas H. Gresham, Stiefsohn von C. S. Lewis, schreibt im Vorwort: „Jack war genau das Gegenteil von all den ‚Stiefmüttern’ in den Märchen; er war nett, lustig und grosszügig. … Manchmal gab mir Jack ein paar Seiten, die er geschrieben hatte, und fragte mich, ob sie mir gefielen. Meistens gefielen sie mir, aber wenn nicht, dann hörte er sich genau an, was ich daran auszusetzen hatte.“

Es finden sich weitere aufschlussreiche Aussagen im Vorspann. In der Einführung wird Lewis mit der Aussage zitiert: „Das Kind als Leser sollte weder herablassend behandelt noch idolisiert werden.“  Was bewog Lewis zum Schreiben? „Er erinnerte sich noch gut an die Ängste, Fragen und Freuden der Kindheit und er hatte viel Verständnis für seine jungen Korrespondenten.“ (16) Um was drehten sich die Briefe? Die meisten Fragen der Kinder kreisten „um die Narnia-Bücher, die geistliche Wirklichkeit in diesen Geschichten und das Handwerk des Schreibens selbst“ (14). Lewis äusserte sich zur Abfassung von Narnia: „Am Anfang stehen immer Bilder.“ (15)

Hintergrundinformationen zu Narnia

Aslan ist das türkische Wort für Löwe. (42)

Hat es in dieser Welt niemals jemanden gegen, der (1.) zur gleichen Zeit kam wie der Weihnachtsmann; (2.) sagte, er sei der Sohn des Grossen Herrschers; (3.) sich für den Fehler eines anderen von bösen Leuten erniedrigen und töten liess, (4.) ins Leben zurückkehrte; (5.) manchmal als Lamm bezeichnet wird. Kennst du wirklich nicht seinen Namen in dieser Welt? (45)

Die Suche nach einem ‚tieferen Sinn‘ in diesem Sinne einen manchmal daran hindern kann, die eigentliche Wirkung der Geschichte an sich zu erleben… (49)

Ihr irrt euch, wenn ihr denkt, dass alles in den Büchern etwas in dieser Welt ‚darstellt‘. … Ich habe mir nicht gesagt: ‚Stellen wir durch einen Löwen in Narnia Jesus dar, wie er wirklich in unserer Welt ist‘, sondern ich habe gesagt: ‚Nehmen wir an, es gäbe ein Land wie Narnia, und der Sohn Gottes würde, wie er in unserer Welt zu einem Menschen geworden ist, dort zu einem Löwen, und stellen wir uns vor, was dann passieren würde.‘. (59-60)

(Susan) Ist dir … nicht aufgefallen, dass sie eine ziemliche Schwäche dafür hat, zu erwachsen zu sein? Leiden muss ich sagen, dass diese Seite in ihr stärker wurde, sodass sie Narnia vergessen hat. (66)

Selbst wenn er (der Sohn der schreibenden Mutter) Aslan mehr liebte als Jesus, wäre er kein Götzendiener. Wäre er ein Götzendiener, so würde er es absichtlich tun, während er es nun tut, weil er nicht anders kann, und sich sehr bemüht, es nicht zu tun. … Die Dinge, die Aslan tut oder sagt und die Laurence an ihm liebt, sind einfach die Dinge, die Jesus in Wirklichkeit gesagt und getan hat. … (Gebet) Hilf mir jeden Tag, dich mehr auf die Art und Weise zu lieben, die weit mehr zählt, als alle Gefühle und Vorstellungen, indem ich tue, was du willst, und dir ähnlicher werde.“ (67-68)

Eustacius und Pole, die in dieser grässlichen Schule grossgeworden waren, konnten es (das Glaubensbekenntnis) wahrscheinlich nicht. (78)

Die Reihe war nicht im Voraus geplant, wie sie glaubt. …. Darum spielt es wahrscheinlich keine grosse Rolle, in welcher Reihenfolge man sie liest. (85)

Durch das Fantasy-Element können die Tiere sprechen und sich in vieler Hinsicht wie Menschen benehmen. Aber ihre Beziehung zueinander und zu uns bleiben so wie in der Wirklichkeit. (98)

Aber ich versuche eigentlich nicht, die wirkliche (christliche) Geschichte in Symbolen ‚darzustellen‘. Ich sage eher: ‚Nehmen wir an, es gäbe eine Welt wie Narnia und sie müsste gerettet werden und der Sohn Gottes (oder des ‚Grossen Königs jenseits der Meere‘) käme, um sie zu erlösen, wie er auch kam, um unsere Welt zu erlösen, wie hätte sich das in jener Wohl wohl abgespielt?‘ (110)

Natürlich sind der Affe und Puzzle kurz vor dem letzten Gericht (im letzten Kampf) wie das Kommen des Antichristen vor dem Ende unserer Welt. (111)

Einblick ins Leben von Jack

Der Grund, warum ich nicht schon früher geschrieben habe, ist, dass wir eine schrecklich hektische Zeit hatten, weil Leute im Haus krank waren und Besucher kamen und Rohre im Frost eingefroren waren. (35)

Ich habe es früher einmal gern getan, aber jetzt nicht mehr so sehr, weil ich so viel schreiben muss. (36)

Ich schreibe den ganzen Tag Briefe – verdirbt mir das ganze Weihnachtsfest. (75)

Es ist sehr interessant, genau zu erfahren, was den Leuten gefällt und was nicht, denn das ist genau das, was erwachsene Leser einem nie so richtig verraten. (47)

Ich komme mir vor wie jemand, der, nachdem er mit seiner Arbeit angegeben hat, merkt, dass er wieder genau denselben Fehler gemacht hat, für den er schon letzte Woche die Leviten gelesen bekommen hat! (48)

Jahrelang, nachdem ich angefangen hatte, regelmässig zur Kommunion zu gehen, waren meine Gefühle dabei so dumpf und meine Aufmerksamkeit schweifte in den wichtigsten Augenblicken so sehr ab, dass ich es dir gar nicht sagen kann. Erst in den letzten ein oder zwei Jahren wird es allmählich besser – was nur zeigt, wie wichtig es ist, beharrlich das zu tun, was man tun soll. (39)

Es hört sich an, als ob es dir in der Schule viel besser ergeht, als es die meisten von uns in Erinnerung haben. (50)

Ich bin gross, dick, ziemlich kahl, habe ein rotes Gesicht, ein Doppelkinn, schwarze Haare, eine tiefe Stimme und trage beim Lesen eine Brille. (60)

Ich habe so viel mit dem Korrigieren von Examensarbeiten zu tun, dass ich kaum zum Atmen komme! (62)

Ich fahre nicht Auto – ich kann mit Maschinen nie etwas anfangen – und wir haben im Moment einen Eisenbahnerstreik. (70)

Irgendwie hat dieser ganze schreckliche ‚Xmas‘-Rummel (den ich sehr scharf vom Christmas unterscheide) mit den riesen Postladungen, die alle halbe Stunde hereinkamen, mich dieses Jahr völlig in die Knie gezwungen… (76)

Ich bin auch schlecht in Mathe, was mir immer wieder lästig ist… (93)

Du scheinst einen breiten ziemlich breiten Lehrplan zu haben; zu breit, meiner Meinung nach. (101)

Nur sehr wenig von dem, was ich brauche, ist gegenwärtig in meiner Seele. (105)

Ich habe nichts so sehr gehasst (wie die Schule), nicht einmal die Schützengräben im Ersten Weltkrieg. (121)

Warte, bis du in mein Alter kommst, und du wirst feststellen, dass die Zeit nicht ‚schnell‘ vergeht, sondern mit Raketengeschwindigkeit. (123)

Kein Urlaub ist so schön wie einer, für den man sparen muss. (131)

Gelernt

Versuche immer, die Sprache so zu gebrauchen, dass ganz klar wird, was du meinst, und achte darauf, dass dein Satz nicht irgendetwas anderes bedeuten kann. (81)

Übrigens, eine gute, leichte lateinische Lektüre, um sein Latein frisch zu halten, ist das lateinische Neue Testament. (89)

Pflicht ist nur ein Ersatz für Liebe (zu Gott und anderen Menschen), wie eine Krücke ein Ersatz für ein Bein ist. Die meisten von uns brauchen hin und wieder die Krücke; aber natürlich wäre es idiotisch, die Krücke zu benutzen, wenn unsere eigenen Beine (unsere eigenen Vorlieben, Neigungen, Gewohnheiten etc.) die Reise auch alleine schaffen! (90)

Du selbst bist die Antwort! … halte ich ziemlich für mein bestes Buch, aber darin stimmen wir nicht viele Leute zu. (91)

Es ist schön, wenn man etwas mag, aber ganz besonders schön – fast so eine Art Sieg -, wenn man lernt, etwas zu mögen, was einem erst verhasst ist. (96)

Weder Optimismus (Dies ist der letzte Krieg und danach wird für immer alles gut sein.) noch Pessimismus (Dies ist der letzte Krieg, mit dem die ganze Zivilisation enden wird.), wie du merkst. (100)

Grosszügige Benotung ist für den Augenblick ganz schön, aber es kann zu Enttäuschungen führen, wenn man später mit der Wirklichkeit konfrontiert wird. … Das führt dazu, dass sie den Mut (und auch die Beherrschung) verlieren, wenn man ihnen notwendigerweise sagen muss, wie sie wirklich stehen. (102)

Sage, wie ein Werk ist, aber wenn du anfängst, zu erklären, wie es dazu kam, so zu sein …, wirst du immer falsch liegen. (103)

Bei mir beginne alle Erzählungen mit Bildern in meinem Kopf. Aber wo die Bilder herkommen, kann ich nicht sagen. (113)

Ich habe angefangen zu schreiben, als ich ungefähr in deinem Alter war, und es hat riesigen Spass gemacht. (118)