Aus den Medien: Die Ereignisse in Frankfurt

Im Familiengespräch haben wir einige Fragen zusammengetragen:

  • Was kann die Motivation sein, einen Streifenwagen anzuzünden, eine Kette über eine stark befahrene Strasse zu hängen oder einen brennenden Mülleimer auf die Fahrbahn zu kippen?
  • Was ist der Protest der Krawallmacher? Weshalb richtet sich ihr Zorn gegen die Polizei? Weshalb müssen die Polizisten sich so stark zurückhalten?
  • Stimmt es, dass armen Ländern der Geldhahn abgedreht wird? Warum sind diese Länder arm? Sind die Banken böse? Wer ist böse?
  • Weshalb gucken wir uns gerne Filmchen darüber an? Weshalb zieht uns Berichterstattung über Böses an?
  • Weshalb denken wir, dass es so weit weg von uns sei?

Blockupy-Proteste in Frankfurt: Die EZB als Verkörperung des Bösen (Kommentar der NZZ vom 18.03.2015)

Brennende Autos, Strassenschlachten mit Dutzenden von Verletzten in dem sonst so bodenständigen Frankfurt – und das alles wegen eines neuen Hochhauses? Tausende reisten aus Ländern wie Italien und Spanien an, um gegen die offizielle Eröffnung des neuen Hauptsitzes der Europäischen Zentralbank (EZB) zu demonstrieren. Auch in Deutschland selbst vermochten die «Blockupy»-Bewegung und Gewerkschaften zu mobilisieren. Nebst primitiven Krawallanten, die einfach eine Gelegenheit für eine gehörige Prügelei suchten, haben sich viele nach Frankfurt aufgemacht, um gegen «den Kapitalismus», «die Austerität» und deren vermeintlich ungerechte Auswirkungen zu protestieren. Die meisten werden von den wirtschaftlichen Zusammenhängen, die sie in Arbeitslosigkeit oder materielle Engpässe gedrängt haben, wenig Ahnung haben. Doch bemerkenswert ist: Die Verkörperung des Bösen orten sie nicht mehr an der Wall Street, in Brüssel oder an einem Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen, sondern am Sitz der EZB.

Wenn der Schlagstock heute etwas lockerer sitzt, habe ich vollstes Verständnis (Live-Ticker der Bild-Zeitung, 18.03.2015)

94 verletzte Polizeibeamte. Brennende Autos. 350 (vorläufige) Festnahmen. Frankfurt im Ausnahmezustand! Seit dem frühen Morgen haben Tausende Blockupy-Aktivisten in der Bankenstadt für Chaos gesorgt. Randale statt Demo!

Wie sieht das Feindbild aus? (FAZ vom 19.03.2015)

Das neue Feindbild ist klar: der globale (amerikanische) Finanzkapitalismus, dessen europäischer Ableger die Troika und der Euro sind, die Länder wie Griechenland knechten und knebeln; und die „Postdemokratie“ nach Colin Crouch, die sich nur noch so nennt und regelmäßig Alibiwahlen veranstaltet, aber angeblich von Konzernen und Finanzjongleuren gesteuert wird und das Volk seiner Souveränität beraubt. „Brüssel“ und „Frankfurt“ sind Symbole dieser „Unterdrückung“.

Revolution als Hobby der Bürgersöhnchen (Die Welt vom 18.03.2015)

Es gibt kein revolutionäres Subjekt mehr. Die linken Anführer der Republik sind in Politik wie Medien Bürgerkinder, Millionenerben, moralische Selbstbeglücker, die, in einem manichäischen Weltbild verstrickt, als Gute gegen das Böse kämpfen wollen. Ihr Politikverständnis ist romantisch. Sie glauben, Randale und Rabatz an symbolischen Orten wären der Beginn von etwas ganz Großem. … Die Bürgerkinder singen im Zug zur Demo Arbeiterlieder, aber die einzigen Arbeiterkinder sind wohl bei der Polizei zu finden, die sie mit Steinen bewerfen. So geht Klassenkampf. … Die grüne Jugend sind die Spießer von morgen. Sie wollen aus ihrem Trott ausbrechen, um irgendwann geläutert den Platz im Establishment einzunehmen.

Luxusprobleme, in anderen Ländern gäbe es Kopfschüsse (Kommentator via FB; entschuldigt die derbe Sprache).

Sind die ganzen Freiheitskämpfer unter euch schonmal im Ausland gewesen? Seid ihr euch darüber im Klaren in was für einem geilen Land wir leben, gerade wenn es um Punkte wie Freiheit geht? Wir regen uns seit Wochen über irgendwelche Pegida-Opfer auf die auf der Straße irgendwelche Sätze rufen. Also da wo ich herkomme würde es keine Pegida geben. Da würde ein vorlauter Deutscher mit einem Kopfschuss beseitigt werden oder er wird gehängt. Lasst mal eure Luxus-Freiheits-Probleme. Deutschland ist nicht Frankreich und auch nicht Amerika. Und wenn hier langsam Pariser-Umstände entstehen dann bestimmt nicht weil es so sein MUSSTE, sondern nur weil irgendwelche Affen zuviel Ghettogangz geguckt haben und sowas geil finden.

Was soll ich meinen Kindern auf die Frage antworten? (Antwort von Jonas Erne, Blogger)

Was wir heute und schon seit 100 Jahren ernten, ist die natürliche Folge dessen, dass wir die Wahrheit aufgegeben haben. Der Säkularismus frisst seine Kinder. Je länger, je mehr. Das Problem ist nicht, dass sie bewusst versuchen, etwas Falsches zu machen Sie wähnen sich im Recht, weil sie auf eine grandiose Lüge hereingefallen sind.

Ich bin dankbar, in einer westlichen Demokratie leben zu dürfen. Ich bin dankbar für das Versammlungs- und Demonstrationsrecht. Ich bin dankbar für das Streikrecht. Ich bin dankbar für die Meinungsfreiheit, die wir haben. Womit ich ein Problem habe, ist etwas anderes: Wenn dies missbraucht wird. Es ist eine Sache, sich politisch zu betätigen oder eine Demo zu organisieren, oder auch an einem Streik um gerechtere Löhne teilzunehmen. Doch zunehmend wird all das missbraucht. Und damit habe ich ein Problem. Die Blockupys missbrauchen das Demonstrationsrecht, um Krawall zu machen, um fremdes Eigentum zu beschädigen und Leib und Leben von anderen Menschen aufs Spiel zu setzen. Sie missbrauchen die Steuergelder, die nötig sind, um 10'000 Polizisten aus ganz Deutschland und 28 Wasserwerfer nach Frankfurt zu bringen und im Einsatz zu haben.

Schlusskommentar

Vielleicht passt es hierher. Kürzlich stellte jemand (ironisch) die Frage, ob wir auch auf der Toilette an Jesus denken sollten. Meine (provokative) Antwort: Ich glaube, wir sollten uns öfter an das Wort von Jesus erinnern, dass das Böse in uns drin entsteht. Da ist so viel Mist, der in uns produziert wird!