Wenn ich mir vorstelle, was ich mir vor sieben, acht Jahren alles vorgenommen hatte! Ich plante Besuche bei Berufsleuten, Museumsbesuche, Geschichtsexkursionen, das Vorlesen verschiedener Bücher, Einladungen von fremdsprachigen Nachbarn. Etwas ernüchtert stelle ich heute fest: Es passt nur ein kleiner Teil meiner Ideen in meinen Alltag und in den der Kinder. Sie sind mit dem ordentlichen Lernprogramm und den Freizeitbeschäftigungen ordentlich ausgelastet. Ein Aussenstehender wird mir zurufen: "Ganz einfach. Weniger ist mehr." So einfach ist es nicht, wenn am laufenden Band neue Ideen auftauchen. Zwei Dinge scheinen mir wesentlich: Kleine Lerneinheiten planen und kurze, bewältigbare Unternehmen planen.
Eine Möglichkeit ist das Aufgreifen aktueller Ereignisse aus der (Welt-)Geschichte. Letzte Woche gedachten wir an den Tag, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa beendet wurde. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Kind und Jugendlicher Dokumentations- und Bildbände über den Krieg aus der Bibliothek anschleppte und das Material aufmerksam studierte. Ich konnte es kaum fassen, dass wenige Jahrzehnte vor meiner Geburt sich solch schreckliche Ereignisse auf unserem Kontinent abspielten! Meine (heile) Welt sah so "ganz" und "unschuldig" aus. So holte ich den "Putzger Historischen Weltatlas" hervor und betrachtete mit den Jungs die verschiedenen Karten. Wir sahen uns die Gebietsverschiebungen des Deutschen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg, die Drohgebärden der Deutschen vor dem Kriegsausbruch und den Kriegsverlauf an. Wir sahen nach, wie Aliierte und Sowjets das Naziregime in die Knie zwangen. Das alles war in etwas mehr als einer Stunde möglich.
Eine andere Möglichkeit: Ein Kind wählt ein Land auf der Weltkarte aus. Wir lesen die Abschnitt im ausgezeichneten Nachschlagewerk "Gebet für die Welt" nach. Ich lese nicht alles vor, sondern beschränke mich auf Lage des Landes, Grösse und Einwohnerzahl (im Vergleich zum eigenen Land), einheimische und zugewanderte Völker, wirtschaftliche Schwerpunkte, wichtige geschichtliche Ereignisse, Religionen und Gebetsanliegen.
Die Kinder schätzen diese Zeiten (wie ich auch). Ich hoffe, dass sich mit der Zeit aus einzelnen Wissensinseln ein Grundverständnis für Zeit und Geschichte sowie (je nach Begabung) ein lebenslanges Interesse daraus entwickelt.