20 Zitate aus … Stasi-Kinder

Ruth Hoffmann. Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat. Ullstein: Berlin, 2012. 336 Seiten. 10 Euro.

Jede Abweichung von der sozialistischen Norm fand ihren Weg in die Akten. (8)

Das Gefühl, eingesperrt und ständig unter Beobachtung zu sein, wird ihn bis ins Erwachsenenalter verfolgen. (20)

(Zum leidenschaftlichen Kampf gegen den Feind gehören) tiefe Gefühle des Hasses, des Abscheus, der Abneigung und Unerbittlichkeit. (22)

Fragen ist generell riskant und gilt schnell als Aufsässigkeit. (28)

Ich hatte ja auch keine eigene Meinung, geschweige denn irgendwelche Vorstellungen oder Wünsche für mein Leben. (40)

Langsam dämmerte mir, dass das, was in den Zeitungen und auf den Losungsfahnen der Parteitage steht, herzlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat. (42)

Das Innerste, das Intimste – jetzt ist es ein Instrument in der Hand eines Fremden. (47)

(Musik wird) zum Rückzugsraum, in den der Vater ihm nicht folgen kann. (55)

Wenn ein Genosse mal nicht seinen Namen unterschreiben kann, ist es nicht wichtig, aber wenn er weiss, wer die Feinde sind, ist er auf dem richtigen Wege. (67)

Ich wollte nichts mehr erreichen, nur noch Schlimmeres verhindern. (81)

(Sämtliche Befehle und Vorschriften sollten sie) nicht nur bedingungslos, sondern auch aus innerer Überzeugung und Einsicht befolgen. (90)

Längst hatte ich gelernt, im richtigen Augenblick das zu sagen, was man gern hören wollte. (98)

… stellt der Lehrer einfach so lange Fragen, bis er die Antwort bekommt, die er hören will. (112)

Dass sie lieber ihre Neugier unterdrückt haben, als vielleicht etwas Falsches zu sagen. (122)

(lange nach dem Mauerfall) Er habe für den Sozialismus gekämpft und der sei im Übrigen keineswegs besiegt. (142)

In der DDR hatte ihre politische Überzeugung ihr Halt und Orientierung gegeben, das Leben war klar und vorhersagbar gewesen. (146)

Ich überlegte mir jeden Satz, den ich zu Hause in mein privates Telefon sprach. Darin übte ich mich so, dass sich das unverfängliche Gespräch eines Tages von selbst einstellte. (176)

Jeden Tag nimmt sie sich vor, artig zu sein, alles richtig zu machen. Sie weiss, dass sie die Strafen verdient, die Ermahnungen, das viele Schimpfen. (205)

Es ist herrlich, nach der Arbeit nicht mehr in endlosen Parteiversammlungen zu sitzen. Ein Luxus, sich für nichts mehr rechtfertigen zu müssen. (213)