Unternehmer sind begeistert; Lehrpersonen und Inspektoren nach Jahren durch die charakterlichen und inhaltliche Resultate beindruckt; Fromme bleiben skeptisch. Klar, der Anpassungsdruck ist gross.
Die Ausgangslage: Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Schule für die Bildung zuständig ist
In all dem Wirrwar um Schulsysteme und pädagogische Konzepte fragte ich mich immer wieder, was denn nun biblisch sei, was wir gut heissen sollen und was nicht. Es ist mir nicht immer leicht gefallen, die vielen kontroversen Meinungen richtig einzuordnen. In Gottesdiensten, Seminaren oder Mitarbeitertreffen ging es in der Regel nicht um solche Themen. Es schien mir, als hätten wir uns daran gewöhnt, dass die Schule für die Bildung zuständig sei und die Gemeinde für „das geistliche Wohl”.
Im Rückspiegel: Unsere Bildungsphilosophie kurzgefasst
Bei alldem ist uns bewusst, dass wir von Gott mit Gaben ausgestattet sind, aber von Natur aus rebellisch sind. Lernen ist ein von Gott angelegter, komplexer Prozess. Rückschläge sind oft wichtiger als Erfolge.
Die Frage nach der Motivation: Weshalb tun wir uns dies an?
Weshalb tun wir uns dies an? Höchstwahrscheinlich sind wir nicht die einzigen Homeschooler, die sich diese Frage ab und zu stellen. Etwa dann, wenn wir morgens müde aus dem Bett steigen und Gott um seine Unterstützung für die nächsten Stunden anflehen. Im täglichen Ringen um Charakterentwicklung und über dem Bewältigen von Veranstaltungen, Einladungen, Besuchen, Erwerbsarbeit und Haushalt schleicht sich im Hinterkopf gerne die leise Frage nach dem Sinn ein.
Unser Alltag des massgeschneiderten Lernens: Sich fordern bis an die Grenze
Der Privatunterricht erfolgt massgeschneidert. Jedes Kind lernt dort, wo es gerade steht. Wir unterscheiden zwar grundsätzlich nach Klassen, doch die Aneignung des Lehrstoffs wird durch das Aufnahmevermögen des Kindes gesteuert. Das haben wir über die Jahre als grossen Vorteil erlebt. Das hat allerdings auch eine Kehrseite: Wir fordern unsere Kinder, bis sie müde sind. Das bedeutet natürlich auch, dass wir uns selbst fordern. Auch wir sind müde.
Die Frage nach der Überbehütung: Sind Homeschooler Helikopter-Eltern?
Diese Art der Überbehütung betrifft vor allem die Zulieferdienste der Eltern an die Kinder. Die materielle Überversorgung, die sich zuweilen auf das Verhindern von Hindernissen im Lernprozess ausweitet, geht mit einer Unterversorgung der Kernprozesse einher. Dieselben Eltern überlegen keine Sekunde, wer ihre Kinder in den rund 15‘000 Stunden staatlichem Unterricht erzieht oder wo sie sich den Rauschmittelkonsum antrainiert haben. Von klein auf wurden sie in Versorgungseinrichtungen an Profis abgegeben. Ein solcher Lebensstil ist anstrengend, Distanz von den Kindern notwendig. Wer hat schon die Kraft, sich inhaltlich und charakterlich mit dem Kind abzumühen, wenn alle Ressourcen für die Bewahrung des Kindes vor Anstrengung drauf gegangen sind?
Die ausführliche Begründung: Meine Recherche zu Beginn
In diesem online verfügbaren Buch habe ich die Ergebnisse meiner Recherche zusammengestellt.
Home Education ist eine Möglichkeit, einen Menschen während seiner ersten Lebensphase in diese Berufung hineinzuführen – im Wissen darum, dass dieser sukzessive die Verantwortung für sein Leben und Sein vor Gott übernimmt. Da die Eltern Sünder sind, kann dieser Prozess Beeinträchtigungen erfahren, etwa wenn Eltern ihr Kind über Gebühr an sich binden wollen. Aus biblischer Sicht gilt bezüglich Bindung folgende Grundregel: Je enger die Bindung (Abhängigkeit) in der Kindheit, umso grösser die Selbständigkeit als Erwachsener. Die optimale Bindung beinhaltet eine ungeheure Intensität der Beziehung im Kindesalter.