Buchbesprechung: Eine Fundgrube für Menschen, die sich nach einer Erneuerung sehnen

J. I. Packer. A Quest for Godliness: The Puritan Vision of the Christian Life. Crossway: Wheaton, 2010. 367 Seiten. 26 Euro.

Chuck Colson empfiehlt das Buch mit der treffenden Charakterisierung: 'Packer zeichnet ein lebendiges Portrait der Puritaner als Modell für ein leidenschaftliches, heiliges Leben.' Die einzelnen Bilder gehen auf Konferenzen zu den einzelnen Figuren ' bekannte wie John Owen, Richard Baxter oder Jonathan Edwards, und unbekanntere – zurück, die in den 1950er und 60er-Jahren abgehalten wurden. Packer bündelt die inhaltliche Vielfalt mittels grösserer Themenblöcke (Bibel, Evangelium, Heiliger Geist, christliches Leben, Dienst). In der Entfaltung gewährt er Einblick in wichtige Schriften.

In der Einleitung arbeitet der Autor seinen eigenen Bezug und die wichtigsten Lernfelder heraus. Er beginnt bei einer eigenen geistlichen Schlüsselerfahrung kurz nach seiner Bekehrung. John Owen half ihm, zu einer realistischen Einschätzung seiner eigenen Sündhaftigkeit zu gelangen.

Warum brauchen wir gerade die Puritaner? Dieser Frage geht Packer im ersten Kapitel nach. Ähnlich wie bei Calvin hat sich der Begriff als eigentliches Schimpfwort für spröde Gesetzlichkeit eingebürgert. Zu Unrecht! Es gilt also zu entdecken, was hinter der Bewegung steckte: Faszinierende Beispiele für – wie wir es heute nennen würden – ganzheitliches Leben. Gott sollte durch Dankbarkeit gegenüber seinen vielfältigen Gaben geehrt werden (23). Denken wurde nicht gegen Handeln ausgespielt. Gottes Weg zum menschlichen Herzen (Willen) läuft via den menschlichen Kopf (Verstand, 24). Daraus geht die Leidenschaft für effektives Handeln hervor!

Durch den lebendigen Bezug zum reichen Erbe der Puritaner entwickelte Packer einen Scharfblick auf die eigenen Reihen. Er ortete drei Typen von Evangelikalen: Ruhelose Erlebnissucher (restless experientialists), die simple Extrovertiertheit mit einem gesunden christlichen Leben verwechseln; verschanzte Intellektualisten (entrenched intellectualists), welche stets den Kampf um inhaltliche Korrektheit gewinnen wollen; den unzufriedenen Abweichler (disaffected deviationists), welcher der Bewegung desillusioniert den Rücken zugekehrt hat. Das Buch schliesst den Leser jedoch nicht in eine Schublade ein, sondern regt vielmehr zum – von Christus befreiten – Denken UND Handeln an.

Die ermutigenden Impulse der Bewegung befruchten das geistliche Leben. Lehre wird nicht gegen Erfahrung ausgespielt, sondern miteinander verbunden. Gesetz und Evangelium müssen im Gleichgewicht gehalten werden. Die Schrift soll mit Verstand und Energie erforscht und dann auf alle Bereiche des Lebens angewandt werden. Auslegendes Predigen verbindet sich darum mit der Arbeit, die Wahrheiten auf die brennenden Fragen der Zeit anzuwenden und damit einen fruchtbaren Dialog in Gang zu setzen.

Was gäbe es Schöneres, als Alleinstehende, Familie und Kirchgemeinden zu erleben, deren Leben von der Kraft des Evangeliums erneuert worden ist? Die Folgen würden sich nicht nur in den Gottesdiensten und einem ausdauernden Bibelstudium, sondern in verschobenen Prioritäten bezüglich unserer Freizeitgesellschaft, einem Eifer in der Bildung und einem aufopfernden Dienst an den Schwächsten unserer Gesellschaft zeigen.

Die Lektüre war anstrengend, denn der Text ist mit Zitaten gepflastert. Die ausgeführten Aspekte sind vielfältig; der Leser ist gezwungen in manche Nebenstrassen einzubiegen. Doch gerade dort gab es an den Wegrändern so manches zu entdecken! Das Buch ist Pflichtlektüre für Christen, die geistlich wachsen wollen und für solche, die merken, dass seichtes Erfahrungschristentum nicht genügt. Das Buch gehört zudem zu den Packer-Top-5.