(Es ist nicht die Hauptaufgabe der Kirche), den Menschen zu erziehen, ihn körperlich oder psychologisch zu heilen oder ihn glücklich zu machen. Ich möchte noch weiter gehen; es ist noch nicht einmal ihre Aufgabe, ihn gut zu machen. Dies sind allenfalls Dinge, die die Erlösung begleiten… Ich sage aber, dass all jene Dinge nicht im Vordergrund stehen dürfen; keines davon ist ihr Hauptziel. Es geht ihr vielmehr darum, Menschen in die rechte Beziehung zu Gott hineinzustellen, den Menschen mit Gott zu versöhnen. Dies muss gegenwärtig wirklich betont werden, denn dies ist meines Erachtens im Kern der moderne Irrtum … diese Auffassung, dass es die Aufgabe der Kirche sei, Menschen glücklich oder ihr Leben harmonisch zu machen oder ihre Umstände zu erleichtern oder ihren Zustand zu verbessern. … Durch die Linderung von Symptomen kann man die wirkliche Krankheit verbergen, was schädlich sein kann.
… Diese ‘Wohlstandsgesellschaft’, in der wir leben, betäubt die Menschen und vermittelt ihnen das Gefühl, dass mit ihnen alles in Ordnung sei. Sie haben bessere Löhne, bessere Häuser, bessere Autos, jedes praktische Gerät im Haus, das wünschenswert ist; das Leben ist befriedigend, und alles scheint in Ordnung zu sein. Das ist der Grund, weshalb die Menschen nicht mehr nachdenken und sich nicht mehr mit den wirklichen Problemen konfrontieren lassen. Sie sind mit dieser oberflächlichen Ruhe und Genugtuung zufrieden, und sie wollen ihren tatsächlichen Zustand nicht ehrlich und radikal untersuchen. … Die Menschen sind vergnügungssüchtig, und Fernsehen und Rundfunk dringen mit ihrem Einfluss direkt in die Häuser ein. All diese Dinge überzeugen den Menschen davon, dass alles in Ordnung sei; sie geben ihm ein zeitliches Glücksgefühl; und so nimmt er an, dass alles gut sei, und denkt nicht länger nach. Die Folge ist, dass er seinen wirklichen Zustand nicht erkennt und sich dann auch nicht mit ihm konfrontieren lässt.
D. Martyn Lloyd-Jones. Die Predigt und der Prediger. 3L Verlag: Friedberg, 2005. (35-36)