Kolumne: Bedürfnisaufschub – Haupttrainingsfeld jeder Erziehung

Meine Frau erzählt mir immer wieder von Rachel Jankovic, sechsfache Mutter und Tochter des bekannten Theologen, Autoren und Schulgründers Doug Wilson. Sie liest regelmäßig ihre Beiträge (Bücher, Blog, Desiring God, Youtube). Die Mutter berät USA-weit viele Frauen in ihrer Erziehungsaufgabe. Welche Charaktereigenschaft gewichtet sie besonders? Man merke auf: Den Bedürfnisaufschub. Wenn es ein Persönlichkeitsmerkmal gibt, die unsere Kinder lebenstüchtig macht, dann ist es die Selbstbeherrschung.

Das zieht sich durchs gesamte Leben eines Kindes und gerade eines Jungen. Es beginnt bei den leiblichen Bedürfnissen. Ich belohne mich nicht sofort mit den gewünschten Süßigkeiten, den aufputschenden Getränken, später mit Nikotin, Alkohol und Drogen. Es steht an zentraler Stelle in sämtlichen Beziehungen. Ich räche mich nicht ohne nachzudenken an meinen Geschwistern. Ich "belle" meine Eltern nicht an, wenn mir etwas nicht passt. Ich erledige meine Aufgaben in der Familie, die mir aufgetragen sind. Die Hausaufgaben in Schule, Lehre und Studium werden nicht bis zuletzt aufgeschoben. Das Handy dient nicht als Tröster und Langeweileüberbrücker.

Das Ausbilden dieser Charaktereigenschaft macht Menschen erfolgreich. Das weisen aktuelle Untersuchungen nach. Man stelle sich einen jungen Mann vor, der es nie gelernt hat seine eigene Lust zurückzustellen. Er wird in seinen Beziehungen und in seinem Beruf auflaufen und höchstwahrscheinlich scheitern. Doch es geht nicht einfach um den Aufbau guter Gewohnheiten im Sinne einer von Leistung abhängigen Selbstrechtfertigung. Es geht vielmehr darum, dass unsere Kinder (wie auch wir Eltern) merken, dass wir dauernd vor Gott schuldig werden. Wir stellen ihn nicht an die erste Stelle und auch nicht unseren Nächsten. Wir wollen nicht gestört werden. Wir wollen unsere Bedürfnisse sofort ausgelebt haben.

Wo ist das Übungsfeld für uns Eltern, um in dieser Hinsicht von Christus abhängiger zu werden? Welches ist das geeignete Trainingsgelände für unsere Kinder, um Bedürfnisaufschub zu lernen und zu realisieren, dass sie Christus unbedingt brauchen?