Es drängt mich, wieder einmal für die Mütter eine Lanze zu brechen. Meine Frau füllt diese Gott gegebene Aufgabe seit Jahren mit Hingabe aus. Immer wieder wird sie von anderen Frauen gefragt: „Macht dir dein Job Spass?“ Ich widme mich der Terminologie von „Job“ und „Spass“, denn sie zeigen beispielhaft auf, wie es zwischen den beiden Kategorien „Spass“ und „Freude“ zu unterscheiden gilt.
Also: Soll der „Job“ – definiert als Rolle, die man ausfüllt, um das Ich zu befriedigen – als Mutter Spass machen? 16 Stunden täglich, mit Dutzenden von Aufgaben, im Fall meiner Frau mit der Doppelaufgabe von Familienmanagement und Unterricht auf fünf verschiedenen Lernstufen? Nein, es liegt kein Kino drin, auch kein Wellness-Wochenende. Es braucht Organisationstalent, um die vielen Termine zu koordinieren. Es bleibt kaum Zeit für den eigenen Termin beim Zahnarzt oder den Kleiderkauf.
Auf der Spassebene ist das Muttersein nicht anzusiedeln. Als Ehemann muss ich gestehen, dass mich solche Fragen schon mal zornig machen können! Da kommen die Evangelisten der Freizeitgesellschaft und wollen einer hart arbeitenden Mutter noch den sozialen Druck der Vergleichsgruppe gleichaltriger Frauen aufs Auge drücken. Mit welcher Absicht? Als ob eine Mutter von der sozialen Akzeptanz der Gruppe leben würde!
Wenden wir uns der zweiten Kategorie zu. Mein Ältester hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: „Mami, deine Tage sind zwar oft nicht spassig, aber sie sind gefüllt von Freude.“ Ich kenne keine engagiertere Beterin als meine Frau. Sie betet sich förmlich durch den Tag. Sie weiss genau, dass sie es aus eigener Kraft nicht schafft. Als Ehemann stehe ich staunend daneben und beobachte, wie sie Gott täglich versorgt. Das Gebet ist für sie eine lebenserhaltende Notwendigkeit. Sie ist die „Pipeline von oben“ mitten im Gefecht des Alltags.
Es fehlt meiner Frau an der Zeit, an der Musse und auch an den Mitteln, um in der Spassgesellschaft mitzuziehen. Das Buch des Predigers veranschaulicht die Situation: Wer den Spass sammeln muss, wird davon nie satt. Der Liebestank bleibt immer leer. Er muss täglich oder zumindest jedes Wochenende neu gefüllt werden. Nur ein Leben durch die Kraft Gottes eröffnet wahres Geniessen. Damit kehre ich die Behauptung um: Viele Anfragen widerspiegeln die Spassfülle des Gegenübers, kombiniert mit einem Sinnvakuum.
In den Psalmen lese ich von der Daseinsfreude eines Menschen, der von Gott gesättigt ist (z. B. Psalm 73,25). Meine Frau gehört zu dieser Gruppe. Viele Menschen beklagen, dass sie Gott nicht erleben. Die Schlussfolgerung aus dem Vergleich wäre: Erst wenn die Spassfaktoren wegfallen, zeigt sich, ob das Leben aus der Fülle der wahren Freude gespeist wird. Lieber eine Spassbremse als ein Freudenkiller!