Rolf Hille hat für das Netzwerk "Bibel und Bekenntnis" einen hilfreichen Text über den Weg zu einer biblischen Hermeneutik verfasst. Er schreibt:
Wir brauchen eine biblische Hermeneutik, d.h. eine aus der Bibel selbst abgeleitete Kunst des Verstehens. Zu der gehört neben dem gründlichen Studium des Einzeltextes eine solide Kenntnis der Heilsgeschichte und des großen Zusammenhangs der Heiligen Schrift. Denn erst in der biblischen Ganzheit lassen sich die einzelnen Schriftabschnitte sachgemäß zuordnen und verstehen. Die „dunklen Stellen“, die schwer zugänglich sind, können und müssen durch die Texte, die eindeutig klar sind, verstanden werden.
Jede Generation muss neu um dieses Verständnis ringen. Dabei kann sie auf den Schatz der Kirche zurückgreifen. Das Westminster Bekenntnis (1647), Artikel 1, hat uns im Ringen um die Auslegung der Bibel viel zu sagen. Hier die Zusammenfassung der Stellen:
1.1 Das Licht der Natur und die Werke der Schöpfung lassen die Menschen ohne Entschuldigung sein, reichen aber zur heilsnotwendigen Erkenntnis nicht aus. Zur sicheren Gründung und Stärkung der Kirche gegen die Bosheit Satans und der Welt hat er sein Wort ganz und gar der Schrift anvertraut. Sie ist deshalb höchst vertrauenswürdig.1.4 Die Autorität der Schrift beruht völlig auf Gott, der die Wahrheit selbst ist, und darum ist sie anzunehmen, weil sie Gottes Wort ist.1.5 Die volle Überzeugung und Gewissheit kommt aus dem inneren Wirken des Heiligen Geistes, der durch und mit dem Wort in unseren Herzen Zeugnis gibt.1.6 Der ganze Ratschluss Gottes ist entweder in der Schrift ausdrücklich niedergelegt oder kann durch gute und notwendige Schlussfolgerungen aus der Schrift hergeleitet werden.1.7 Die zum Heil notwendigen Dinge sind in der Schrift klar dargelegt und aufgedeckt – auch für Ungelehrte, dass diese bei rechtem Gebrauch der gewöhnlichen Hilfsmittel zu einem hinreichenden Verständnis gelangen.1.8 Die Schrift ist von Gott inspiriert und durch seine besondere Fürsorge und Vorsehung zu allen Zeiten rein bewahrt worden.1.9 Die Schrift legt die Schrift aus. Der Sinn an einer unklaren Stelle muss aus anderen Stellen, die klarer reden, erforscht und verstanden werden.1.10 Alles ist an der Schrift zu prüfen. Der oberste Richter kann niemand anderes sein als der Heilige Geist, der in der Schrift redet.