Input: Gibt es dauernde Einschränkungen für den Dienst der Frau in der Kirche?

Die Frauenfrage? Ist längst erledigt. Paulus' Aussagen sind doch einfach in einer anderen Zeit entstanden. – Mit wenigen Bemerkungen werden Einwände weggewischt.

Hier ist eine schrittweise Erörterung in Stichworten zu 1. Timotheus 2,8-15 (mit Schwerpunkt V. 11-12) auf Basis der Überlegungen des Neutestamentlers Douglas Moo. Vgl. Douglas Moo. Was bedeutet es, ‚nicht zu lehren‘ oder ‚über den Mann zu herrschen‘? In: John Piper. Wayne Grudem. Hrsg. Die Rolle von Mann und Frau in der Bibel. 3L Verlag: Waldems, 2008. S. 221-238.

Frage genau ausformulieren: Gibt es dauerhafte Einschränkungen für den Dienst der Frau?

Der Abschnitt innerhalb des Briefes (1Tim):

  1. Wie man sich verhalten soll im Haus Gottes (3,15). Es geht also um das Verhalten in der Gemeinde (und nicht etwa im Beruf oder in der Politik).
  2. Irrlehre: Zwietracht (1,4-6), falsche Askese (4,1-3), betrifft zahlreiche Frauen (5,15), die ihre angestammte Rolle verlassen (5,14)

Parallelen zu 1. Korinther:

  1. Leugnung der leiblichen Auferstehung
  2. Fragen zur Ehe und zur Sexualität sowie zum Essen
  3. Unklarheiten zur Rolle der Frau

Sinneinheit

  • Ab 2,8: Männer sollen „an jedem Ort“ (Hausgemeinden) reine Hände zum Gebet erheben
  • 2,9 Konjunktion „ebenso“; diese bezieht sich aber auf die Verben „wollen“ und „schmücken“
  • 2,9+10 Auffällige Kleidung der Frau: Zeichen für Unmoral und Unabhängigkeit (Argument aus ausserbiblischer Quelle)
  • 2,11 lernende Frau (unüblich für die Juden); still steht im Gegensatz zu „lehren“; „still“ wird in 2,2 mit „ruhig“ übersetzt
  • Begriff „unterordnen“ im NT: Durchgängiges Gebot für Frauen (Eph 5,24; Kol 3,18; Tit 2,5; 1Petr 3,1+5)
  • „lehren“ in Tit 2,3+4: Frauen lehren andere Frauen

2,12 Fünf Entscheidungen

  1. Erlauben
  2. Lehren: Sorgfältige Weitergabe und Verkündigung (1Tim 4,11; 2Tim 2,2)
  3. Mann: Objekt für „lehren“ (vgl. 1Tim 3,5; 5,17 männliche Älteste)
  4. Nicht nur Ehemänner (2,8 alle Männer erwähnt, da Gemeindekontext)
  5. Wie hängen Subjekt, Objekt und Prädikat zusammen?

2,13-14 Argument: Paulus erwähnt den Sündenfall und bezieht sich auf die Schöpfungsordnung.

  • Ist die Frau Urtyp für die Frau als Verbreiterin falscher Botschaften? Nein.
  • 1Kor 11,2-16 ebenfalls Bezug zur Schöpfung

2,15 Positive Erwähnung: Schlüsselrolle für Geburt und Aufziehen von Kindern (dunkle Stelle)

Wichtigste Einwände

  1. Dies gilt nur für Frauen, die falscher Lehre erlegen sind (textnähreres Argument).
  2. Dies entsprach damaligen kulturellen Gepflogenheiten (textferneres Argument).

Entgegnung

  1. Wer zu einer anderen Einschätzung kommt, muss beantworten, was der Abschnitt dann sonst zu bedeuten hat.
  2. Zudem ist die Frage zu stellen: Gibt es andere Gründe, warum ich mich diesem Text nicht unterordnen möchte?

Fazit

  1. Vom Text ausgehen (in erster Linie von der Sinneinheit, dem Brief und den restlichen Paulusbriefen; der Bezug zur Schöpfung wiegt zudem schwer)
  2. Vorsicht mit ausserbiblischen Belegen/Quellen; müssen genau überprüft werden, dürfen den Text jedoch nicht übersteuern
  3. Erst nach der Arbeit aus dem Text heraus die Schlussfolgerung ziehen und begründen. Aus meiner Sicht kann man in dieser Frage zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.
  4. Die riesige Gefahr: Mit dem Totschlagargument „dies galt damals“ kann man auch zu vielen anderen Fragen Stellung beziehen. Damit setzt man sich jedoch über den Text und beginnt „auszusortieren“.
  5. Prinzip: Die Bibel soll unsere gesellschaftlichen Vorannahmen in Frage stellen und nicht umgekehrt.

Auf der Website "The Council on Biblical Manhood and Womanhood" gibt es eine Menge guter Artikel, u. a. "50 Crucial Questions" von John Piper und Wayne Grudem.