Zuerst muss sich das Herz der Väter ändern! Ein Vater-Sohn-Spaziergang
Klaus Güntzschel. Das Herz der Väter: Ein Plädoyer für das Vatersein. CLV, 2016.
Da setzt sich ein sechsfacher Vater hin, um ein kurzes Buch mit 20 Anstößen zu schreiben. Seine Kindheit hatte er in der DDR verbracht. Er begreift sich als Glied in der Generationenkette. Er lebt mit seiner Familie auf dem Freizeitzentrum Reiherhals in der Feldberger Seenlandschaft (Brandenburg).
Ist es uns schon aufgefallen, wie das Alte Testament endet? Zum Schluss zeigt Gott eine Lösung für das Generationenproblem. »Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage« (Maleachi 3,24). Es geht zuerst darum, das Herz der Väter zu ändern. Dafür möchte dieses kurze Buch eine Hilfestellung bieten.
Wo liegt das Problem von uns Vätern? „Das Problem liegt in einer Generation, die versagt hat, die sich selbst gelebt hat und nur allzu oft ihre Kinder auf dem Altar ihres Egos und ihrer Selbstverwirklichung geopfert hat.“ (13)
Güntzschel geht durch die ersten neun Kapitel der Sprüche. Wie der Dichter nimmt er den Sohn auf einen Spaziergang mit und setzt sich hin und wieder auf eine Bank. Der Rahmen für die Belehrung bildet Sprüche 1,7 und 9,10: „Das große Ziel eines christlichen Vaters ist es, sein Kind die Furcht des HERRN zu lehren und sie ihm vorzuleben.“ (17)
Es ist nicht von ungefähr, dass das Thema der Sexualität großen Raum einnimmt. Was für eine wichtige Botschaft in unserer sexualisierten Zeit. Güntzschel betont: „Kennen deine Kinder dich als jemand, der alles verbietet? Dann hast du irgendetwas nicht gut verstanden. Zeige ihnen das Gute.“ (75) „Wir müssen unseren Kindern klarmachen, dass es in ihrem Leben keinen Bereich gibt, der dauerhaft verborgen bleibt. Entweder werden Tatsachen bekannt, oder aber unser verborgener Umgang prägt unsere Gewohnheiten und unseren Charakter, unser Denken und unser Reden. (79)
Das Buch wirkt erfrischend. Das hat mit der guten Leitidee (dem Durchgang durch die Kapitel der Sprüche) und überhaupt damit zu tun, dass der Autor die Bibel durchtränken lässt. Der einzige Wermutstropfen waren ständige Seitenhiebe an das gottlose System von Politik und Schule. Sie schwächt die Hauptbotschaft jedoch nicht ab. Es erhöht vielmehr die Dringlichkeit: „Bitte präge deine Kinder selbst und überlass die geistliche Prägung nicht Menschen, die selbst keine geistliche Prägung haben.“ (87)
Empfehlung: Zum Lesen für Väter und Söhne, für Familienandachten und Vater-Sohn-Zeiten.
Wie hinterlasse ich als Mann eine bleibende Spur?
Jim George. Ein Mann nach dem Herzen Gottes – Lebe für das, was wirklich zählt. CMV, 2008.
Jim George, seit 25 Jahren im Dienst an Männern, schrieb sich dieses Buch „vom Herzen“. So ist es auch verständlich, dass er den Leser immer wieder mit „Freund“ und „Weggefährte“ anredet. Schon diese Anrede mutet unangenehm an, denn es nimmt den Angesprochenen in die Verantwortung. Es ist höchste Zeit hierfür, meine ich. Wie kommt es, fragt sich George, dass er Männer morgens um fünf auf dem Fischerboot und samstags vor sieben Uhr in Scharen auf dem Golfplatz antrifft? Ihr Hobby hat aus dem Bett gezogen. Geht es hingegen darum, samstags gemeinsam die Bibel zu studieren, trifft sich ein kleines Grüppchen.
Dass man mich nicht falsch versteht: Es geht dem Autoren nicht um „Charakterverbesserung“. Er wählt deshalb den idealen Einstiegspunkt ins Buch. Gottes Gnade ist der entscheidende Wendepunkt im Leben eines Mannes. Mit John Newton kann er ausrufen: Ich bin ein großer Sünder, und Jesus ist ein großartiger Erlöser. Über einem solchen Leben steht das Motto, mit dem auch Davids Leben zusammengefasst wird: Er starb, nachdem er dem Willen Gottes gedient hatte (Apostelgeschichte 13,36).
Der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Veränderung ist die Entwicklung des eigenen geistlichen Lebens. Wie wird ein solches Leben charakterisiert? Es wird von einem gehorsamen, betenden, lobenden und dienenden Herzen bestimmt. Davon ausgehend bespricht der Autor fünf Lebensbereiche: Ehefrau, Kinder, Arbeit, Gemeinde und Evangelisation.
Das Buch lebt von drei Dingen: Den biblischen Beispielen (die Bibel ist „Handbuch für echte Männer“, S. 19), von markanten Gliederungen (z. B. zur Arbeit: Warum, für wen, wozu, mit wem und wo arbeite ich? S. 123) und hilfreichen Gegenüberstellungen (z. B. Kennzeichen von Gewinnern und Verlierern, S. 107).
Es ist nicht so, dass ich dies alles noch nie gehört hätte. Das Buch hat mich jedoch aufgerüttelt. Ja, ich möchte gerne eine bleibende Spur hinterlassen. Und ja, ich möchte mich auf die Verpflichtung einlassen, mein Leben auf den Willen Gottes auszurichten. Konkret? Ich verbessere meine Gebetsliste und achte vermehrt darauf, gegenüber meiner Frau und meinen Kindern kleine Opfer zu bringen.
30 Lektionen für Vater-Sohn-Lesezeiten
Bob Schultz. Wie man ein Mann wird. CMV, 2015.
Schmunzelnd vernahm ich vom Autor, dass er selbst keine Söhne hat – und trotzdem gebeten wurde, ein Buch über werdende Männer zu schreiben. Er sei schließlich selbst einmal ein Junge gewesen. Und was für einer! Ein richtiger Bub, der seinerzeit mit frisch erworbenem Jagdbrevet unbekümmert sieben Eichhörnchen erschoss, morgens um drei Uhr aufstehen durfte, um mit einem LKW-Fahrer auf eine Tour mitzugehen; der als junger Mann trotz Benzinknappheit 800 km zur Hochzeit eines Freundes fuhr und mitten in der Nacht mit Benzinkanister und Gottvertrauen über den nächsten Hügel wanderte – und prompt zur einzigen Tankstelle im weiten Umkreis vorstieß.
Das Buch lebt von den einzelnen Kapiteln, die als in sich abgeschlossene Lektionen ausgearbeitet sind. Was gewinnen wir beim sorgfältigen Studium von Gottes Schöpfung? Welche Folgen hat es, einen Fehler zu verstecken? Wie kann ich Macht nützen, um zu beschützen anstatt zu verletzen? Wie kann ich korrigieren, wenn ich merke, dass ich vom (Lebens-)Kurs abgewichen bin? Was verliere ich, wenn ich begehre? Wie kann ich der Einladung Böses zu tun mit Gutem entgegentreten? Wie helfe ich anderen, mir zu vergeben? Warum passe ich als Christ nicht in diese Welt? Wie kann ich den Gedanken des Fleißes folgen? Wie kann ich anderen Menschen aufmerksam begegnen? Wie komme ich aus dem Modus des Zuschauers heraus? Wie schaffe ich es, früh aufzustehen um Gott zu begegnen? Wie kann ich Schmerz überwinden?
Was mich besonders begeisterte: Es sind genau die Fragen, die mich als fünffacher Bubenvater im Alltag beschäftigen. Ein Kritikpunkt muss ich allerdings anbringen: Schultz geht stillschweigend davon aus, dass der Leser mit dem Evangelium vertraut ist. Aus langjähriger Arbeit mit „kirchen-sozialisierten“ Kindern und Jugendlichen weiß ich, dass dies nicht der Fall ist. Die Verknüpfung zwischen der verändernden Kraft des Evangeliums mit der konkreten Lebenssituation fehlt weitgehend. Ebenfalls vermisste ich eine ausführliche Besprechung der Problematik neuer Medien. Trotzdem: Das Buch strotzt von Geschichten, Vergleichen und passenden biblischen Bezügen. Ich empfehle es nicht nur für Vater-Sohn-Lektüre, sondern auch für Jungscharstunden und Familienandachten.