Ich bekenne mich freudig und entschieden zum christlichen Glauben reformierter Prägung. Ich finde volle Zustimmung zum Heidelberger und zum Westminster Katechismus. Sie spiegeln das wider, was ich in der ganzen Bibel lese, ohne Abstriche vorzunehmen oder Stellen zurecht zu feilen, um sie in ein System hineinzupressen. In einigen Fragen, die zwar wichtig sind, sich jedoch nicht um die zentrale Botschaft des Evangeliums drehen, kann ich auch andere Argumentationen nachvollziehen (z. B. Gemeinde- und Gottesdienstordnung, Taufe, Geistesgaben, Frauenfrage).
Mit Schmerzen beobachte ich, dass reformiert geprägte Kreise manchmal durch ihre Rechtsgläubigkeit und – leider – auch Arroganz auffallen. Es würde mich nicht wundern, wenn einige nach dem Lesen von Blogbeiträgen diesen Eindruck von mir selbst hatten. Tatsächlich schimmern schon mal Spuren des Ärgers und der Rechthaberei durch. Gott sei Dank für die Brüder, die mich darauf hinweisen, und Dank dem, der meine Verfehlungen getragen hat und trägt!
Jemand hat mir gesagt: „Es gibt einen Punkt, an dem Menschen anderen nicht mehr zuhören – selbst wenn diese recht hätten.“ So ist es. Wer sich über Abgrenzung definiert, muss sich nicht wundern, wenn er sich eines Tages isoliert hat. Francis Schaeffer ist mir in dieser Hinsicht ein großes Vorbild. Er betonte stets, dass rechte Lehre und liebevolle Beziehungen Zwillinge sind. Ich verweise auf meine Besprechung des kurzen Texts „Das Kennzeichen des Christen“.
Dies sind 10 Fragen, die ich mir selbst stelle und noch mehr stellen sollte:
Rechte Lehre
- Kann ich mich auf ein ausdrückliches Gebot Gottes stützen? Oder handelt es sich mehr eine Frage der Weisheit (angepasst an die Situation)?
- Entspricht diese Position dem Gesamtzeugnis der Bibel, kann also „durch gute und notwendige Schlussfolgerungen aus der Schrift hergeleitet werden“ (Westminster Bekenntnis 1.6)?
- Bin ich in dieser Frage wirklich sattelfest und gegründet in Gottes Wort? Was sind meine sonstigen Quellen (Ausleger)?
- Kenne ich die Gegenpositionen? Könnte ich sie einem Vertreter des anderen Standpunktes so überzeugend darlegen, dass er erstaunt nicken würde?
- Auch wenn ich diese Fragen mit „ja“ beantworten kann: Liebe ich meinen Nächsten wie mich selbst? Finde ich den richtigen Ton? Ist es der richtige Zeitpunkt?
Liebevolle Beziehungen
- Halte ich mich nur aus Menschenfurcht zurück? Rede ich dafür hinter dem Rücken schlecht über den anderen? Rede ich zu Gott darüber?
- Kenne ich den persönlichen Hintergrund des anderen?
- Vertritt das Gegenüber seine Meinung öffentlich (in Jugendkreisen, Predigten, Vorträgen, Blogs, Zeitschriften, Büchern)?
- Was ist mein Ziel? Möchte ich den anderen zu Christus hinführen und ihn im Wachstum anregen?
- Verspüre ich Ärger, Bitterkeit, Hass, Verachtung, Neid?