Es gibt viele Christen, die nie gelernt haben, freundlich ‘Danke’ zu sagen, und die ihren besten Freunden durch ihre offensichtliche Gedankenlosigkeit und ihre Undankbarkeit viel Not bereiten, wenn sie kostbare Liebe und Freundschaft (…) als selbstverständlich (…) hinnehmen. Es gibt nichts derart Absichtliches, das Schwierigkeiten bereitet (…) als dabei zu verharren, sich in unrealistischer Weise zu hoch einzuschätzen. (…) Natürlich ist das sehr oft der schonungslose Trieb eines Minderwertigkeitskomplexes, der sich in hohen und erhabenen Vorstellungen ausdrückt und das in keinem Verhältnis zur Wirklichkeit. Minderwertigkeitskomplexe sind enger verbunden mit Selbstsucht als manche von uns glauben möchten (…) Wir müssen die Wurzel des Problems als solches erkennen. Deshalb ist letztlich das Evangelium die einzig wahre Psychologie, denn keine geringere Kraft kann die Tyrannei des Ichs im Herzen des Menschen zu Fall bringen. (zit. James Philip)
… (Es scheint also, dass) die christliche Heiligkeit aus einer Reihe von verschiedenen Dingen besteht. Sie hat sowohl äussere wie auch innere Aspekte. Heiligkeit ist sowohl eine Angelegenheit von Aktion als auch von Motivation, Benehmen und Charakter, göttlicher Gnade und menschlicher Anstrengung, Gehorsam als Kreativität, Unterwerfung und Initiative, Hingabe an Gott und Engagement für Menschen, Selbstdiszipllin und Sich-selbst-geben, Gerechtigkeit und Liebe. Es ist eine Angelegenheit von Gesetzestreue geleitet durch den Heiligen Geist, ein Leben im Geist, selbstverständlich auf das Leben bezogen, das die Frucht des Geistes (Christusähnlichkeit in der Haltung und Neigung) erkennen lässt. Es ist eine Angelegenheit, danach zu streben, die Art Jesu im Verhalten nachzuahmen, indem von Jesus und seiner Befreiung vom fleischlichen Sich-mit-sich-selbst-beschäftigen abhängig ist und zu seiner Sicht für geistliche Notwendigkeiten und Möglichkeiten gelangt.
Es ist eine Angelegenheit von geduldiger und beständiger Rechtschaffenheit; davon, sich auf die Seite Gottes gegen die Sünde in unserem eigenen Leben zu stellen im im Leben von anderen; davon, Gott im Geist anzubeten, während man ihm in der Welt dient; und von zielstrebiger, aufrichtiger, freier und froher Konzentration auf die Aufgabe, Gott zu gefallen. Es ist die charakteristische Form und sozusagen die Würze eines Lebens, das für Gott ausgesondert und nun durch seine Kraft von innern heraus erneuert wird.
Heiligkeit ist damit der Beweis des Glaubens, der durch die Liebe tätig wird. Sie ist vollkommen übernatürlich in dem Sinn, dass sie Gottes gnädiges Werk in uns ist, und vollkommen natürlich in dem Sinn, dass sie unser eigenes wahres Menschsein ist, das durch Sünde verloren gegangen ist, durch Unwissenheit und ein zu intensives Hören auf die gegenwärtige Kultur falsch verstanden wurde, das sich aber nun in einem Prozess der Wiederherstellung befindet durch die Energie der neuen Schöpfung in Christus, die uns eine neue Richtung verleiht und uns wiederherstellt, was durch den Heiligen Geist geschieht.
J. I. Packer. Heiligkeit. One Way: Wuppertal/Wittenberg, 1992, S. 39-40.