Stefan Beyer bespricht das Buch "Das Spalier und der Weinstock" und stellt drei Modelle vor:
Das erste Modell „Der Pastor als Geistlicher“ ist die traditionelle Auffassung vieler reformierter oder lutherischer Gemeinden. Die Aufgabe des Pastors besteht darin, zu predigen und geistliche Dienste anzubieten. Der Sonntag hat mit seinem Gottesdienst einen hohen Stellenwert und an den Wochentagen kommt die Gemeinde wenn überhaupt, dann vorrangig zu besonderen Anlässen (Kasualien) zusammen. Der Pastor übt seinen Hirtendienst aus, indem er seelsorgerliche Gespräche führt und die Gemeindemitglieder zu Hause besucht. Im Grunde ist eine solche Gemeinde wie ein kleiner Tante-Emma-Laden oder ein 1-Mann-Betrieb: einer macht alles. Die Mitglieder der Gemeinde sind für die meiste Zeit Konsumenten, die daran interessiert sind, daß der Betrieb der Gemeinde aufrechterhalten bleibt.
Das zweite Modell „Der Pastor als Vorstandsvorsitzender“ wurde besonders im Zuge der Gemeindewachstumsbewegung populär. Hier ist der Pastor vornehmlich Prediger und Manager der Gemeinde. Am Sonntag geht es darum, eine möglichst attraktive Veranstaltung zu organisieren. Während der Woche gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Programmen. Der Hirtendienst findet zumeist in Kleingruppen statt. Eine solche Gemeinde ähnelt einem Kaufhaus, bei dem zahlreiche leitende Mitarbeiter angestellt sind. Auch hier sind die einzelnen Gemeindemitglieder hauptsächlich Konsumenten, die aber nicht nur am Erhalt, sondern auch am Wachstum der Gemeinde interessiert sind, weil sich so noch mehr Dienste und Programme ergeben, die sie konsumieren können.
Das Modell, welches im Buch beworben und das eigentlich biblische Modell ist, nennt sich „Der Pastor als Trainer“. Wiederum ist die oberste Aufgabe des Pastors zu predigen. Aber danach ist primär nicht selbst Dienstleister oder Manager, sondern ein Trainer und Ausbilder. Am Sonntag geht es darum, daß sich Jünger versammeln, die ihrem Herrn anbeten und dienen. Unter der Woche gehen diese Jünger hin und machen andere zu Jüngern. Der Hirtendienst wird von diesen Jüngern getragen, indem sie anderen Mitgliedern geistlich dienen. Die Gemeinde ist so ein Team, das einen oder mehrere aktive Trainer hat, bei dem aber die Gemeindemitglieder im Fokus stehen. Sie werden zu Jüngern, die selbst im Missionsmodus sind.