Ich schätze es sehr, wenn der Autor seines Buches seine eigene weltanschauliche Position offenlegt (Diarmaid MacCulloch, Die Reformation, DVA: München, 2008, S. 21):
Meine eigene Perspektive ist weder konfessionell noch dogmatisch-christlich ausgerichtet. Meine religiösen Wurzeln liegen in der anglikanischen Kirchengemeinschaft: Ich entstamme einer Linie von Geistlichen der Schottischen Episkopalkirche… Und ich habe mir eine tiefe Zuneigung zum Anglikanismus in seiner besten Form bewahrt, zu seiner unverwechselbaren, dezenten Kultur und Kunst, seiner Fähigkeit und Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und einer Einstellung zur Wahrheitsfindung, die sowohl respektvoll zynisch als auch geduldig ernsthaft ist. Ich persönlich billige heute kein wie auch immer geartetes religiöses Dogma (auch wenn ich mich mit einer gewissen Nostalgie daran erinnere, wie es war, als ich es getan habe). Als Autor eines Buches über die Reformation in einer Gesellschaft, die grösstenteils vergessen oder nur zum Teil verstanden hat, worum es damals ging, sehe ich darin einen Vorteil. 'Blinder Unglaube wird immer irren', sang der christliche Kirchenlieddichter William Cowper im georgianischen England des 18. Jahrhunderts. Historiker würden wahrscheinlich entgegnen, dass blinder Glaube sich als weit abgründiger erwiesen hat. Geschichtsschreibung mit einer unterschwellig konfessionellen Perspektive läuft Gefahr, die Geschichte aus einer einseitigen Voreingenommenheit heraus zu verfälschen.
Heisst übersetzt wohl etwa:
- Christliche Vorfahren
- Eigene religiöse Vergangenheit
- Persönlich (als Fortschritt gedeutete) "Entwicklung"
- Dogmenfeindlichkeit (als neues erstes Dogma)
- Abneigung gegen "blinden Glauben"
- Fazit: Säkular-religiös, mit christlichen Versatzstücken/Tugenden