Ich bin gefragt worden, was ich von den Narnia-Chroniken von C. S. Lewis halte.
- Sie sollen in erster Linie als Literatur gelesen werden. Als solche hat sie Kinder und Erwachsene gleichermassen erfreut. Ich habe meine Lieblingsstellen der sieben Bände notiert.
- Sie sind als eigene Parallelwelt konzipiert. Auch wenn die Parallelen zum christlichen Heilsgeschehen unverkennbar sind, darf nicht einfach analog verglichen werden (siehe meine Besprechung zu "Briefe aus Narnia").
- Die Gestaltung einer Parallelwelt lässt uns aus unserer Wirklichkeit heraustreten und uns selbst und unsere Umgebung aus einer Distanz wahrnehmen. Das ist eine heilsame Perspektive.
- Lewis schrieb sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Gegenentwurf zu der technologisierten, entzauberten Welt. Diese öffentliche Welt der Fakten ist von der Welt der Werte (und des Übernatürlichen) getrennt.
- Gut platziert sind verschiedene Stränge der Gesellschaftskritik, z. B. der anti-autoritären Erziehung und der Schule (siehe mein Beitrag "Experiment House").
- In den einzelnen Figuren, sei es den Kindern oder der Fabelwesen, sind wunderbare Charakterlektionen enthalten. Diese Schätze sollen mit den Kindern geortet, gehoben und besprochen werden. Eine geniale Hilfestellung bietet Doug Wilsons "What I learned in Narnia".
- Die antike Tugendethik sowie eine herausragende Kenntnis der griechischen Sagen- und Fabelwelt sind in diesem Werk enthalten. Sie sind in einer werterelativistischen Welt genialer Anknüpfungspunkt.
- Forscher wie Michael Ward haben auf eine mögliche konzeptionelle literarische Leitdee nach den mittelalterlichen Planetenkonstellation hingewiesen (ausführlich in meiner Besprechung von "Planet Narnia").
- Das Reisemotiv legt viele Parallelen zu unserem Lebensweg bis hin zum neuen Himmel und der neuen Erde.
- Das bedeutet keineswegs, dass ich alles übernehme! Lewis soll – wie jedes andere Buch auch – anhand der Bibel geprüft werden. Die auf Heilsinklusivismus hindeutende Szene im 7. Buch ist übrigens auch anders interpretiert worden.
Hier geht es zu meiner Kurzbesprechung der Chroniken.
Philip Ryken hat einige gute Gedanken in "Is C. S. Lewis the Patron Saint of American Evangelicalism?" festgehalten. Ebenso hat er einen ausgezeichneten Beitrag "C.S. Lewis on Holy Scripture" geschrieben.
Und natürlich darf der Hinweis auf meine Lewis-Einführung nicht fehlen: "C. S. Lewis für eine neue Generation".