Eine dritte Art von Gesprächen betrifft den gemeinsamen Rückblick am Familientisch. Wenn ich meine Jungs nach einem langen Arbeitstag wieder sehe, nütze ich einige Minuten für gezielte Rückfragen. Das kann ganz verschiedene Formen annehmen:
- Ich bitte alle, mir ein Erlebnis aus ihrem Tag zu erzählen. Ich stelle dazu zwei, drei Fragen: Was fiel dir dabei besonders schwer? Was hat dich ermutigt? Was hast du daraus gelernt?
- Wenn ich weiss, dass sie etwas Wichtiges vorhatten, komme ich wenn immer möglich darauf zurück. Wie ist es dir dabei gelaufen? Was kam anders, als du es gedacht hattest? Weshalb?
- Manchmal frage ich in die Runde, ob jemand von ihnen einen Gedanken aus der Bibel oder eine Frage, die ihn beschäftigt, mit der Tischrunde teilen möchte. Ich bin immer wieder überrascht, wie auch die jüngeren hilfreiche Überlegungen einbringen!
- Konflikte und unterschiedliche Sichtweisen sind es wert aufgegriffen zu werden. Wenn mir eine Auseinandersetzung zu Ohren kommt, hake ich nach: Wie hat es angefangen? Wie hat es sich verstärkt? Wie wurde es gelöst? Wurde es wirklich gelöst? Welche Gefühle bleiben zurück?
- Ebenso hilfreich kann es sein vorauszublicken: Was steht in den nächsten Tagen an? Was gibt Anlass zur Vorfreude? Was trübt die Aussichten?
Von einem Vorgesetzten habe ich am Anfang meiner Berufslaufbahn eine wertvolle Lektion gelernt. Ein Chef muss nicht zu jeder Zeit präsent sein. Es ist gut möglich vorher und nachher Vorkommnisse und Herausforderungen zu thematisieren und zusammen zu reflektieren. In den Seminaren schickten wir jeweils eine Führungskraft aus dem Raum, während wir ein Gespräch durchführten. Der Abwesende durfte hinterher durch Fragen das Gespräch auswerten ohne dabei gewesen zu sein. Dasselbe können wir auch als Eltern tun – als Hirten der Herzen unserer Kinder.