Vortrag: Eine biblische Perspektive auf das Leid

Leid ist allgegenwärtig. Jede Gesellschaft muss deshalb sowohl eine Deutung vorlegen als auch einen Umgang damit vorschlagen. Der New Yorker-Pastor Timothy Keller stellt mit Blick auf die westliche Welt eine Deutungsarmut, kombiniert mit Hilflosigkeit, fest: „Unsere heutige westliche Kultur gibt ihren Gliedern keine Erklärung für das Leid und sehr wenig Hilfen, wie man am besten mit ihm umgeht.“ Unter der Oberfläche rumort deshalb die grosse Lebensangst.

In der westlichen Leitreligion, dem Säkularismus, ist Leid sinnlos.  Richard Dawkins, einer der Neuen Atheisten, bringt den Grund dafür auf den Punkt: „In einem Universum mit blinden physikalischen Kräften und genetischer Verdoppelung werden manche Menschen verletzt, andere haben Glück, und man wird darin weder Sinn und Verstand noch irgendeine Gerechtigkeit finden.“ Das hat zur Folge, dass sich jedes Individuum seinen eigenen Sinn erschaffen muss. „Ich entscheide, welches Leben ich am wertvollsten und lebenswertesten finde.“ Leid wird zur lästigen Unterbrechung dieser individualisierten Sinnfindungsreise. Wenn der persönliche Motor „stottert“, sucht man sich Abhilfe mittels Techniken zu schaffen. Das Leid wird in den Händen von Experten gelegt, deren unterschiedliche Denkvoraussetzungen allerdings verwirren. „Nicht mehr Gott, sondern der Mensch sitzt im Sattel und muss optimal reagieren.“

Es tut uns Not, die biblische Botschaft zu vernehmen und zu beherzigen. Denn wir neigen dazu, diese säkularen Denkvoraussetzungen zu übernehmen. Dies ist ein doppeltes Unglück:

  • Wir verlieren den wahren Trost im Leid, das uns begegnet.
  • Wir können nicht mehr Zeugen dieses Trostes sein gegenüber denen, die „ohne Gott und ohne Hoffnung“ in der Welt sind (Eph 2,12)

Wladimir Paltko, slowakischer Innenminister (2002-2006), einst geächtet unter dem sozialistischen Regime seines Landes, warnt in seinem Buch "Die Löwen kommen" vor der Abkehr vom Christentum, die vor allem von der Ablehnung der biblischen Sexualmoral begleitet wird und zur Christenverfolgung führen wird. „Seit Jahrzehnten vom wachsenden Wohlstand verwöhnt sowie von gleichgeschalteten Medien eingelullt und ruhig gestellt, sind wir Christen im Westen besonders in Gefahr, die auf uns zukommende Herausforderung zu übersehen oder zu verdrängen." Er beschreibt, welche Preis Christen in Europa schon heute für ihren Glauben bezahlen können: "Es kann Ihnen … passieren, dass Sie die Nacht in einer Polizeizelle verbringen, weil Sie Worte aus der Bibel verkündet haben. Sie können dafür vor Gericht gezerrt werden. Man kann Ihnen dafür eine hohe Geldstrafe auferlegen, die Sie ruiniert. Man kann Ihnen die Aufgaben an Ihrem Arbeitsplatz auf unvorstellbare Weise ändern, sodass sie gegen den christlichen Glauben verstoßen, und wenn Sie ablehnen, etwas Unmoralisches zu tun, verlieren Sie Ihre Stelle. … Wenn Sie die sexuelle Korruption der Jugend ablehnen, dann verweigert man Ihnen die Adoption von Kindern. Wenn Sie die Unmoral unter Ihrem eigenen Dach nicht dulden, werden Sie verurteilt und ihr Geschäft oder Ihre Existenz beeinträchtigt oder völlig vernichtet. Sie können dafür verfolgt werden, dass Sie ein Symbol Ihres Glaubens tragen, was Tausende von Jahren hindurch nichts Ungewöhnliches gewesen war. Und umgekehrt können Sie im Staatsdienst eine Disziplinarstrafe bekommen, wenn Sie es ablehnen, ein Symbol der neuen säkularen Orthodoxie zu tragen. … Sie können Ihren Arbeitsplatz verlieren, weil Sie in Anwesenheit von jemandem gebetet haben. Man kann Ihnen verbieten, an irgendeiner Schule im Staat zu unterrichten, weil Sie aufrichtig mit der Jugend diskutieren wollten, was Abtreibung ist. Es genügt, wenn Sie sagen, die Ehe soll Mann und Frau vorbehalten sein."

Lasst uns also gut vorbereitet sein, damit wir künftigen Herausforderungen gerüstet sind und – so wie es Petrus schreibt – sanft und klar die biblische Botschaft denen darlegen können, die danach fragen.