Die fünfte Josia-Konferenz gehört der Vergangenheit an. Dieses Jahr führte ich mit Jörn Hägele vom Leitungskreis des Netzwerks Josia – Truth for Youth ein ausführliches Interview.
1. Die Konferenz findet zum fünften Mal statt. Was hat sich seit Beginn verändert und was ist gleich geblieben?
Die Frage nach Veränderung und Konstanz ist eine wesentliche Brille zur Beurteilung alles Geschehens in der Welt. Das merke ich auch immer wieder in meinem Job in der Wissenschaft (Anm: Jörn ist Doktorand, er beschäftigt sich mit der Didaktik der Physik.) Ich glaube, dass hängt damit zusammen, dass es letztlich nur eine Realität gibt, die von der Zeit losgelöst ist: den dreieinigen Gott.
Und so hoffen wir auch, dass die Josia-Konferenz eine grundlegende Konstante hat: Gott selbst, so wie er sich uns in seinem Wort offenbart. Als Netzwerk für Jugendliche wollen wir dabei natürlich besonders Jugendliche im Blick haben. All das und die damit verbundene Vision von Josia hat sich über die Konferenzen hinweg nicht geändert.
Weil sich das Grundanliegen nicht geändert hat, hat sich auch die grundlegende Struktur der Konferenz nicht verändert. Pfeiler der Konferenz sind in all den Jahren vier bis fünf textauslegende Predigten gewesen. Zudem gab es auch immer ein vielfältiges Seminarangebot, bei dem Jugendliche verschiedene Themen mit Bezug zu ihrem Alltag auswählen konnten. Darüber hinaus haben wir auch immer Lieder gesungen, die Gottes gute Nachricht von Jesus Christus deutlich und explizit benennen und anwenden und so die Möglichkeit geben, einander die ermutigende, tröstende und ermahnende Wahrheit zuzusingen.
Auf der Ebene der Angebote hat sich einiges verändert. Beispielsweise haben wir darüber nachgedacht, wie wir die Angebote noch klarer auf unsere Zielgruppe abstimmen können (und sind damit auch noch lange nicht fertig). Wir haben ein Volleyballtunier, den Josia-Cup, eingeführt, das auch dieses Jahr wieder großen Anklang gefunden hat. Wir haben den Ort von Gießen nach Gummersbach gewechselt und hatten dadurch auch die Möglichkeit, mehr Jugendlichen die Teilnahme an den Konferenzen zu ermöglichen. In diesem Jahr hatten wir knapp 300 Teilnehmer.
In diesem Jahr ist uns besonders stark aufgefallen, dass sich mit der Zeit auch die Mitarbeitschaft ändert. Einige haben aufgrund beruflicher oder gemeindlicher Verantwortung ab einem gewissen Alter weniger Zeit, sich bei Josia leitend einzubringen. Bereichsleiterposten und Organisationsposten wurden von anderen Personen übernommen. Wir sind Gott dankbar, dass trotz diesen Veränderungen auch in diesem Jahr keine besonderen Komplikationen aufgetreten sind.
Die Jugendlichen waren wie immer munter, sie stellten in persönlichen Gesprächen (besonders beim Essen und bis spät in die Nacht) viele Fragen, sie knüpften Kontakte mit Christen aus anderen Teilen Deutschlands (oder aus der Schweiz). Auch wenn sich die Dichte an Smartphones pro Konferenz-Quadratmeter vermutlich von der ersten bis zu dieser Konferenz drastisch erhöht hat, so sind wir froh, dass das Gemeinschaftselement der Konferenz durch die Technologie auch in diesem Jahr nicht beeinträchtigt wurde.
2. Wie würdest du einen "typischen" Konferenzbesucher beschreiben?
Der typische Konferenzbesucher ist laut Anmeldedaten am 05. August 1995 geboren (Standardabweichung: 4 Jahre 6 Monate 11 Tage), kommt aus Nordrhein-Westfalen, hat sich am Abend des 14. August 2017 für die diesjährige Konferenz angemeldet und an der gesamten Konferenz teilgenommen. (Im Vergleich zur Konferenz 2013 ist das durchschnittliche Alter um etwa ein Jahr gesunken, die Streuung ähnlich geblieben.)
Über das wirklich Typische der Teilnehmer dürften die Zahlen aber nur wenig aussagen. In persönlichen Begegnungen, die wir Leitungskreismitglieder gemacht haben, stellen wir als großes Kennzeichen der Teilnehmer fest, dass sie großen Hunger nach Gottes Wort haben und sich wünschen, dass sie auch in ihren Gemeinden oder Jugendgruppen regelmäßig damit genährt werden. Außerdem ist der typische Teilnehmer nach meinem Empfinden in der eigenen Gemeinde recht engagiert – das ist natürlich eine gute Sache, weil somit unser Anliegen (hoffentlich) auch in die Gemeinden hineingetragen wird.
3. Was ist das wichtigste Anliegen der Konferenz?
Auch wenn ich damit in der Gefahr stehe, eine Plattitüde zu äußern: Das wichtigste Anliegen der Konferenz besteht darin, dass Gott geehrt wird, indem die Freude seines Volkes gefördert wird. Dabei wollen wir – auch wenn es nicht immer leicht ist – nicht nur die einzelnen Jugendlichen im Blick haben, sondern auch ihre Einbettung in ihre und ihre Stellung in ihren Gemeinden. Darum ist es wichtig, das von Gott zu seiner Ehre eingesetzte Mittel der Predigt des Wortes zu gebrauchen. Dadurch wird Er ins Zentrum gestellt und jeder Teilnehmer erbaut. Effekt davon ist hoffentlich ein Verlangen danach, im Alltag in der Heimat und der Heimatgemeinde dranzubleiben und Gott zu ehren. Außerdem ist es gut und wichtig, die Gemeinschaft der Heiligen zu pflegen und zu intensivieren – auch über Gemeindegrenzen und Örtlichkeiten hinweg. Vernetzung, aber eben auf der Grundlage der bereits vorhandenen geschwisterlichen Verbindung im Blut Jesu ist daher auch Teil dieses Anliegens. Personen mit ähnlichen Kämpfen kennenzulernen, kann Entmutigte ermutigen und dazu anhalten, auch und vorrangig zu Hause intensive Gemeinschaft im Glauben zu leben.
4. Wenn du fünf Jahre vorausblickst: Was wird sich bis dahin getan haben?
Wenn Jesus es so will und Josia noch existiert, wird es sich verändert haben. Aber die oben beschriebene Konstanz wird hoffentlich auch weitere fünf Jahre bestehen bleiben. Wir und unsere Nachfolger werden die Vision detaillierter ausbuchstabieren – möge Gott uns dabei aber bewahren, davon abzuweichen. Es ist natürlich möglich, dass sich die Schwerpunktsetzung in Bezug auf die Zielgruppe ändert oder dass die Teilnehmer aktiver in die Gestaltung einzelner Programmpunkte eingebunden werden. Aber von der Predigt des Wortes und der Pflege geistlicher Gemeinschaft sollte Josia nicht abweichen.
Ich bin beispielsweise froh, dass die Josia-Konferenz mehr und mehr jüngere Teilnehmer anspricht. Denn wir brauchen im deutschsprachigen Raum Angebote für 16–24-Jährige (und die Konferenz wird und soll natürlich auch Personen ab 14 und bis Mitte 20 anziehen). Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren einen Altersdurchschnitt von 20 Jahren haben, damit wir unsere Kernzielgruppe noch besser treffen. Dann gehöre ich zu den Oldies und vielleicht zu den älteren und weiseren Seminarleitern, die im Altersdurschnitt nicht berücksichtigt werden.
Außerdem sehe ich einige strukturelle und organisatorische Änderungen auf uns zukommen. Das hängt unter anderem mit den Teilnehmerzahlen zusammen. Wenn die Josia-Konferenzen in den nächsten Jahren deutlich besser besucht werden, müssen wir zunächst in Gummersbach (sofern wir uns dort weiterhin treffen dürfen) und dann eventuell sogar durch Ortswechsel umstrukturieren, wo z. B. gegessen wird, geschlafen oder wo und ob Volleyball gespielt wird.
Besonders aber sehe ich mit Freuden, dass es in fünf Jahren vermutlich eine große Zahl deutschsprachiger Jugendlicher und junger Erwachsener geben wird, die von Josia geprägt wurden. Manche von ihnen werden in ihren Gemeinden in der Jugendleitung sein. Andere werden Theologie studieren und als Pastoren, Prediger, Seelsorger in Deutschland und auf der ganzen Welt dienen. Manche werden fest im Glauben stehen und an ihrem Arbeitsplatz zum Zeugnis leben und reden. Dass diese Personen von Josia geprägt wurden, wird dabei nicht so wichtig sein wie die Tatsache, dass Gottes Wort sie gelehrt hat und beständig weiter darin anleitet, das Gute und Richtige in Weisheit zu wählen und freudig auf der Pilgerreise in die zukünftige Welt der völligen Gemeinschaft mit Gott zu wandeln. Wenn Josia auch in fünf Jahren noch viele dabei begleiten und darin unterstützen darf, bin ich froh.
Ich sehe also vorrangig nicht ein Mehr an Zielen, Aufgaben oder Aktivitäten, sondern Treue in Bisherigem.
5. Um noch etwas weiter zu blicken: Was würdest du dir für deine eigenen Kinder wünschen?
Ich wünsche mir für meine Kinder, dass auch sie in jungem Alter Christen aus ganz Deutschland (und darüber hinaus) kennenlernen. Ich wünsche mir, dass sie zusätzlich zu regelmäßiger guter Nahrung in ihrer Lokalgemeinde auch die Möglichkeit haben, besondere Festessen mit besonders gutem Essen und besonders besonderer Festgemeinschaft zu genießen. Das kann im Rahmen von Josia sein, wenn es dann noch existiert. Schön wäre es sicherlich.
Vielleicht gibt es dann aber auch weitere Netzwerke, andere Projekte und Verbände, die sich an den Grundsätzen der Reformation orientieren, die sich stark und immer wieder von Gottes Wort leiten lassen und nicht vom Pragmatismus oder aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wir sind froh, in diesem Jahr Material vom Bibelprojekt auf der Konferenz genutzt zu haben und beten, dass sich das Netzwerk gut entwickelt. Wir haben lange Zeit sehr intensiv mit dem Timotheus-Magazin zusammengearbeitet und freuen uns über die Arbeit dort. Wenn solcher Initiativen mehr werden und einander noch liebevoller unterstützen und füreinander beten, dann können meine Kinder in einer gottzentrierten Christenheit in Deutschland aufwachsen.