Kolumne: 10 Überlegungen zur Bildung der Kinder

Vor über 10 Jahren haben meine Frau und ich den Entschluss gefasst unsere Kinder selbst zu unterrichten. Kürzlich haben wir zu zweit einen Rückblick gehalten und uns gefragt, was wir Eltern, die am Anfang des Bildungsweges stehen und diese Bildungsmöglichkeit in Betracht ziehen, raten würden.

Wir selbst haben zu Beginn sechs Familien besucht. Ich habe mehrere Dutzend Bücher eingekauft. Aus der Recherche entstand mein erstes Buch, das kostenlos heruntergeladen werden kann.

  1. Am Anfang steht die Grundeinsicht, dass Gott die Aufgabe der Erziehung den Eltern anvertraut hat. Die Verantwortung für die Bildung, die ein Teil dieser Erziehung darstellt, kann zwar delegiert werden. Die Eltern verantworten jedoch auch diesen Teil des Lebens. Wer sich in die Arbeit oder eigene Projekte flüchtet, kann sie zwar verweigern, zahlt jedoch langfristig einen Preis dafür. Auf die eine oder andere Weise leidet die nächste Generation darunter.
  2. Es braucht ein Bild von den Kindern, das der Realität einer von Gott geschaffenen und in Sünde gefallenen Welt entspricht. Einige glauben, dass in den Kindern alles schon vorhanden sei. Man müsse es nur zum Vorschein kommen lassen. Das ist eine Überhöhung, das sowohl die geschöpfliche Begrenzung als auch die Sündhaftigkeit des Kindes (wie der Eltern) ausblendet. Das mag in den Kleinkindjahren noch aufgehen, später nicht mehr.
  3. Es braucht beide Ehepartner. Der Mann trägt aus biblischer Optik die Hauptverantwortung für die Familie. Es reicht nicht, wenn die Mutter alles übernimmt. Natürlich müssen Aufgaben geteilt werden. Es ist ebenso ein Mythos, dass jeder alles können muss.
  4. Es braucht Ressourcen. Das ist umfassend gemeint. Am Anfang steht der Entschluss, für die nächste Generation zurückzustehen. Unterricht ist harte Arbeit. Es braucht Kraft und einen hohen Zeitaufwand. Wo das eine oder andere fehlt, muss man «in den Sack langen». Wer sein Kind an eine private Schule schickt, weiss, dass die Kosten pro Kind gut und gerne 2000 – 3000 Franken monatlich betragen können (Schweizer Tarif).
  5. Es geht in erster Linie um eine Haltung. Charakterbildung hat Priorität. Die englische Pionier-Pädagogin Charlotte Mason hat aus unserer Sicht Recht, wenn sie zuerst die beiden Gewohnheiten des Gehorsams und der Aufmerksamkeit aufbaut und einfordert. Das beginnt in kleinen Alltagssituationen und in kurzen Zeitspannen und kann über die Jahre ausgebaut werden.
  6. Familiengewohnheiten müssen Schritt für Schritt angepasst werden. Wir waren uns ganz zu Beginn einig, dass ein Fernseher wertvolle Zeit und Aufmerksamkeit stielt. Der Tag hat 24 Stunden. Ich kann mich gut erinnern, dass ich zuerst die Familienandachten veränderte: Die Kinder begannen in eigenen Worten das Erzählte zusammenzufassen und Zeichnungen anzufertigen. Diese Gewohnheit haben wir Schritt für Schritt erweitert: Jedes Kind führt ein eigenes Tagebuch und trägt nach Alter und Begabung selbst zu seiner Bildung bei.
  7. Es setzt einen veränderten Lebensstil voraus. Urlaube werden anders geplant, aber auch der Tages- und Wochenablauf angepasst. Wir machten die Erfahrung, dass Morgenstund’ wirklich Gold im Mund hat. Was bis zum Mittag gelernt ist, sitzt besser.
  8. Wer den Kindern alles nachträgt, wird mittelfristig mit dem Projekt stoppen. Bei Kleinfamilien geht es in die Verwöhnung und Überbehütung, bei grösseren Familien ins Chaos bzw. Ausbrennen. Auch wenn jede Familie anders ist, meine ich heute: Die Selbstverantwortung kann nicht genügend gefördert werden. Ich sehe jeden Tag unterwegs Mütter ihren Kindern zu viel nachtragen und Väter nach der Pfeife der Kinder tanzen.
  9. Es braucht immer wieder Abstimmung mit dem Ehepartner und den Kindern. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mehrere Gespräche mit den Kindern und natürlich mit meiner Frau führe. Bei Abwesenheiten kann das auch übers Telefon geschehen. Nachfragen, erinnern und zuhören sind unerlässlich.
  10. Einige werden mir an dieser Stelle sagen: Das ist einfach die Perspektive eines ehrgeizigen Vaters. Es geht auch viel gemächlicher. Das mag stimmen. Es geht um einen Fächerkatalog, definierte Ziele und Inhalt, aber auch um Fähigkeiten und Perspektiven für das Leben in Familie, Kirche, Beruf und Staat.

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