Interview: Begründet glauben

Stephan Lange, Autor des neu erschienenen Buches "Begründet glauben"  und Blogbetreiber Mitdenkend: Glaube für Auf- und Abgeklärte beantwortete mir freundlicherweise einige Fragen.

Stephan Lange, du bahnst dem Leser einen ernsthaften, unverkrampften Weg, den christlichen Glauben (vielleicht zum ersten Mal) näher in den Blick zu nehmen. Du erwähnst mehrmals, dass du selbst deine Reise als kritischer Betrachter begonnen hast. Wann und warum war bei dir der „Punkt der Gleichgültigkeit“ überschritten?

Danke für die Frage. Wie im Buch beschrieben, wollte ich zunächst wissen, ob man der Frage «Stimmt es, was Christen glauben?» auch mit eingeschaltetem Verstand begegnen kann. Deshalb waren objektive Gründe für mich sehr wichtig. Wenn es die nicht gibt, so dachte ich mir, dann ist es auch Zeitverschwendung, sich mit dem christlichen Glauben näher auseinanderzusetzen. Den ersten «Punkt der Gleichgültigkeit» habe ich wohl dann überschritten, als ich durch viel Lesen und Recherchieren gemerkt habe, dass es sehr wohl vernünftige und ernstzunehmende Argumente für die Existenz Gottes im Allgemeinen und den christlichen Glauben im Speziellen gibt.

Was war der „Turning Point“, der dich zur „Neuformulierung deiner Weltsicht“ (so schreibst du es) brachte?

Mit dem Wissen, gute objektive Gründe für den christlichen Glauben im Handgepäck zu haben, konnte ich es schließlich intellektuell vertreten, einen testweisen Schritt des Vertrauens hin zu Jesus zu wagen. Als ich also testweise mit ihm ins Gespräch kam, bemerkte ich in unterschiedlichen Situationen, dass dort wirklich jemand war, der auf mich und meine Anliegen reagierte. Vielleicht nicht immer in die Geschwindigkeit, in der ich es gerne gehabt hätte und vielleicht auch nicht immer auf die Art und Weise, die ich mir vorgestellt habe, aber trotzdem. Letztendlich brach das Eis, als ich bemerkte, dass sich zu den objektiven Argumenten viele subjektive Gründe für den christlichen Glauben gesellten. Einen ganz konkreten «turning point» hatte ich wohl nicht – es war eher eine Vielzahl von kleineren Tropfen, die bei mir «das Fass zum Überlaufen» gebracht haben.

Welche Hindernisse und Hilfestellungen von Christen erlebtest du auf dieser Reise? Was würdest du einem Christen raten, der einen suchenden Menschen begleitet?

Hindernisse waren vor allem meine glaubenskritischen Freunde, die mir zu erklären versuchten, dass es im 21. Jahrhundert doch reichlich naiv sei, Christ zu sein bzw. zu werden. Gerade in solchen Situationen war ich froh, dass ich gerade dabei war, die intellektuelle Redlichkeit des christlichen Glaubens intensiv abzuklopfen. Hilfestellungen von Christen gab es insbesondere in der Phase meines Lebens, als ich herausfinden wollte, ob es neben den objektiven Gründen für den Glauben auch subjektive gibt: Gerade bei Fragen wie «Wie finde ich heraus, ob Jesus wirklich erfahrbar ist?», «Warum ist Jesus gestorben?», «Warum braucht so jemand wie ich, der doch eigentlich nichts Schlimmes getan hat, Vergebung der Sünden?» waren mir viele Gespräche mit Christen-Freunden eine große Hilfe.

Was würde ich Christen raten, die einen Suchenden begleiten dürfen? Ganz einfach: Jederzeit klarstellen, dass beim christlichen Glaube jede kritische Frage erlaubt und erwünscht ist. Gerade weil ich als Christ ja sage, dass die Wahrheit mich gepachtet hat, brauche ich keine Angst vor schweren Fragen zu haben. Nein, gute Fragen verdienen gute Antworten. Die kann man sich wahrscheinlich nicht immer so locker aus dem Ärmel schütteln, aber man braucht ja auch nicht immer sofort zu antworten. Zumal stärkt es den eigenen Glauben ungemein, wenn man sich einmal selbst mit harten Fragen auseinandersetzt und so seinen Horizont erweitert. Das ist eine sehr gesunde Einstellung, wie ich finde. Und bei allem darf man ganz entspannt bleiben: Letztlich hängt das Schicksal des anderen natürlich nicht von mir und meinem Wissen ab, sondern alleine von Gott.

Welche drei Autoren haben dich bei der Suche am meisten beeinflusst? Weshalb?

Das war zum einen Lee Strobel mit seinen beiden Büchern «Der Fall Jesus» und «Glaube im Kreuzverhör». Strobel, einst selbst strammer Atheist, interviewt in seinen Büchern hochdekorierte Fachleute zu Fragen wie «Warum lässt Gott Leid zu?» oder «Wie historisch glaubwürdig sind die Evangelien eigentlich?» Josh McDowell, der mir vor allem mit seinem brillanten Buch «Die Tatsache der Auferstehung» sehr weitergeholfen hat – und natürlich, wie könnte es anders sein, C.S. Lewis. Von «Pardon, ich bin Christ» bis zum «Dienstanweisungen an einen Unterteufel» habe ich sie alle gelesen. Lewis’ Wortgewalt und Denkvermögen sucht wohl immer noch ihresgleichen.

Wie verbindest du heute deinen Beruf als Lehrer mit deiner Identität als Christ?

Da ich Christ an einer christlichen Privatschule bin, ist das bei mir wahrscheinlich nicht ganz so schwer (lacht). Ich freue mich aber immer wieder, meinen Schülerinnen und Schülern – z.B. im Rahmen einer AG oder eines Projektkurses – deutlich machen zu können, wie großartig die Begründungslage für den christlichen Glauben ist. Es stimmt einfach, dass wir Gott lieben sollen von «ganzem Herzen» und auch «ganzem Verstand».

Welches Projekt verfolgst du als nächstes? Ist wieder ein Buch geplant?

Beim letzten Projekt wurde ich vom Neukirchener Verlag ja angefragt, da hatte ich mir ein Jahr Schreibzeit erbeten, was letztlich auch ganz gut gepasst hat. Ich kann mir durchaus vorstellen, nächstes Jahr ein zweites Buch zu beginnen – grob in die Richtung, wie anders wir Christen mit dem Thema «Krankheit, Leid und Tod» umgehen dürfen. Die Regale sind natürlich voll mit solchen Büchern, von daher will ich erst dann loslegen, wenn ich mir sagen kann: «Okay, das ist wirklich etwas, dass es so noch nicht gibt.» Das ist nicht leicht, aber ich habe nun auch keinen Abgabetermin und somit keinerlei Druck.

Auf jeden Fall will ich aber meinen Blog  zu einem Video-Blog erweitern. Im Laufe der Zeit haben sich dort über 260 kritische Fragen gesammelt, die ich alle versucht habe, nach bestem Wissen und Gewisse zu beantworten. Da ich aber gerade in der Schule immer wieder sehe, wie mächtig und wirksam Portale wie YouTube sind, werde auch ich mich bald einmal unter die «Vlogger» begeben.

Vielen Dank, Stephan, für diese ehrlichen und anschaulichen Antworten!