Mein Vierter befragte mich zur Reformation. Ich erklärte ihm den Wechsel: Fortlaufende Predigt aus der Bibel, Predigt des Evangeliums der Rechtfertigung allein aus Glauben. Er nachdenklich: “Das machst du ja auch. Auch mit dem Blog. In diesem Fall will ich auch reformiert sein.”
(Zürich) Am Neujahrstag 1519 bestieg Zwingli erstmals die Grossmünsterkanzel. Obwohl er kein bestimmtes reformatorisches Programm hatte, begann er sein neues Amt mit einer signifikanten Neuerung. Für seine Predigttätigkeit verwendete die die lectio continua, die fortlaufende Auslegung ganzer biblischer Bücher, anstelle der gängigen, vorgeschriebenen Perikopenordnung. Programmatisch stelle er damit die Schrift vor die kirchliche Tradition. (Amy Nelson Burnett. Emidio Campi. (Hg.) Die schweizerische Reformation. TVZ: Zürich, 2017. S. 80)
(Zürich) Der Erfolg der Reformation in Zürich hing nicht allein an den Gottesdiensten und Katechismen. Ihre Breitenwirkung erzielte sie vor allem durch die Neuordnung des Schulwesens. Das Unterrichtskonzept Zwinglis zielte darauf, junge Menschen zur Lektüre der Bibel und wichtiger Werke der Traditioin in den Ursprachen zu befähigen. (S. 111)
(Zürich) An der Spitze des Bekenntnisses (Confessio Helvetica Posterior) stellt Bullinger einen Artikel mit dem Titel ‘Die Heilige Schrift, das Wort Gottes’. Mit geradezu entwaffnender Einfachheit wird festgestellt: Die Schrift ist identisch mit dem Wort Gottes, hat ihre eigene Autorität und gilt als einzige Lehrnorm, auctoritas sufficiens, für alle Fragen des Glaubens und christlichen Lebens. (S. 122)
(Bern) Die erste These hält fest, dass die christliche Kirche aus Gottes Wort geboren und Jesus Christus ihr alleiniges Haupt sei. … Die zweite These fordert, dass kirchliche Gebote im Wort Gottes begründet sein müssen, und weist damit die kirchliche Tradition als zweites Mittel der göttlichen Offenbarung neben der Heiligen Schrift zurück. Die dritte These bindet das Heil an Jesus Christus und lehnt alle Verdienste aufgrund guter Werke als Mittel zur Erlangung der Seligkeit ab. Damit waren in den den ersten drei Thesen in knapper, konzentrierter Form die wesentlichen theologischen Erkenntnisse der reformatorischen Bewegung postuliert. (S. 154)
(Prädikantenordnung Bern) “Die Pfarrer sollten mindestens dreimal in der Woche predigen. … Auch die Inhalte der fortlaufenden Bildung der Pfarrer werden festgeschrieben: Die ganze Bibel sollten sie mehrfach lesen…” (S. 174)
(Basel) “In den Fastenzeitpredigten im Jahr 1518 verabschiedete sich Capito vom alten scholastischen Modell der Themenpredigt und begann mit einer Predigtreihe zum Römerbrief. … Oeklampad wurde rasch zum Anführer der reformatorischen Partei in Basel. Seine täglichen Vorlesungen über Jesaja in lateinischer Sprache, gefolgt von einer deutschen Predigt, zogen nicht nur Studenten und Geistliche, sondern auch viele Laien an.” (S. 189+191)
(Schaffhausen) Sebastian Hofmeister wirkte in der Stadtpfarrkirche St. Johann und im Agnesenkloster. Er predigte das Evangelium von der Rechtfertigung des Gottlosen allein aus dem Glauben gemäss dem Schriftprinzip. (S. 229)
(St. Gallen) Am 10. Januar 1523 begann Vadian mit öffentlichen Vorträgen, in denen er einem kleinen Kreis von Geistlichen und Gelehrten die Apostelgeschichte erklärte. Seinen persönlichen Interessen entsprechend fügte er längere Exkurse über Geschichte und Geografie der Antike und zur Realienkunde an. Doch in der Hauptsache ging es ihm um das Erfassen des Bibeltextes. (S. 249)
(Toggenburg) Zwingli schrieb den Toggenburgern einen längeren Brief, datiert vom 18. Juli 1524, in dem er sie ermahnte, dem Wort Gottes Sorge zu tragen, es ohne irgendwelche Zusätze zu predigen, nach dem Wort Gottes zu handeln und auf den Schutz des Allmächtigen zu vertrauen. … Ebenfalls im Juli 1524 beschloss der toggenburgische Landrat, die Geistlichekeit auf das Schriftprinzip ohne Beimischung menschlicher Satzungen zu verpflichten. (S. 259)
Meine Rezension: Amy Nelson Burnett. Emidio Campi. (Hg.) Die schweizerische Reformation. Ein Handbuch. TVZ: Zürich, 2017.