Randy Alcorns Lebensführung beeindruckt mich. Er schildert die rechtlichen Konsequenzen seines Einsatzes gegen Abtreibung.
Im Jahr 1990 war ich Pastor einer großen Gemeinde, verdiente ein ordentliches Gehalt und bekam dazu noch Tantiemen, die sich aus den Verkaufszahlen meiner Bücher ergaben. Ich hatte diese Gemeinde 13 Jahre zuvor mit gegründet und war ihr Pastor mit Leib und Seele. Dann geschah etwas, was das Leben meiner Familie völlig auf den Kopf stellte. Ich gehörte zur Leitung einer Einrichtung die sich um ungewollt Schwangere kümmerte. Wir hatten ein schwangeres Mädchen bei uns aufgenommen, das noch im Teenageralter war, und halfen ihm, das Baby zur Adoption freizugeben. Außerdem durften wir das Mädchen zu Christus führen, was uns außerordentlich freute. In dieser Zeit wurde mir die Not der Ungeborenen angesichts der erschreckend hohen Abtreibungszahlen immer mehr aufs Herz gelegt. Nach sorgfältigem Bibelstudium und sehr viel Gebet entschloss ich mich, an friedlichen, gewaltlosen Rettungsaktionen zugunsten der Ungeborenen vor Abtreibungskliniken teilzunehmen.
Dafür wurde ich festgenommen und inhaftiert. Eine Abtreibungsklinik gewann den Prozess, den sie gegen eine unserer Gruppen vor Gericht angestrengt hatte. Ich erklärte dem Richter, dass ich alles, was ich schuldig war, zahlen würde, aber dass ich mich nicht in der Lage sah, den Leuten mein Geld zu geben, die damit ungeborene Kinder töten würden. (Für mich war das eine Gewissensentscheidung. Wenn ich je Schulden hatte, habe ich sie immer zurückgezahlt, und dies würde ich auch jedem anderen empfehlen.)
Kurz darauf erfuhr ich, dass unsere Gemeinde zur Pfändung meines Gehalts aufgefordert werden sollte. Ein Viertel meines Gehalts sollte jeden Monat direkt an die Abtreibungsklinik gezahlt werden. Es gab keinen Ausweg: Entweder zahlte die Gemeinde an die Abtreibungsklinik, oder sie setzte sich über den Gerichtsbeschluss hinweg. Um sie aus dieser Zwickmühle herauszuholen, reichte ich meine Kündigung ein.
Schon vorher hatte ich die Einnahmen aus meinen Büchern weggegeben. Die einzige Möglichkeit, einer Pfändung zu entgehen, bestand darin, nur von dem Mindestlohn zu leben. Zum Glück hatten wir bisher lediglich einen Teil meines Pastorengehalts gebraucht, um die täglichen Ausgaben zu bestreiten, und gerade die letzte Rate für unser Haus bezahlt. Wir waren also schuldenfrei.
Ein weiteres Gerichtsurteil folgte, nachdem eine andere Abtreibungsklinik ebenfalls gegen uns geklagt hatte. Obwohl unsere Aktionen absolut gewaltlos gewesen waren, bekam die Klinik eine Entschädigung von 8,2 Millionen Dollar zugesprochen – die höchste Summe, die je über friedliche Protestierer verhängt wurde. Es sah so aus, als würden wir dieses Mal unser Haus verlieren. Wenn man nach dem Anschein urteilte und alles an weltlichen Kriterien maß, hatte unser Leben eine tragische, katastrophale Wende genommen. Sehen Sie das auch so? Wir nicht. Es war mit das Beste, was uns je passiert ist.
Randy Alcorn. Wo dein Schatz ist … Die Freude am Geben entdecken. CLV: Bielefeld, 2016. S. 24-26.