Kolumne: Mein Ehepartner ist nicht mein Problemlöser

Wie unschwer auszumachen ist, habe ich als denkender Mann Defizite im Handeln. Meine Frau gleicht durch ihre ausgeprägte Führungsbegabung manches aus. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Wenn man mich fragen würde, wie der Weg zu einem liebevollen Miteinander aussieht, würde ich zur Antwort geben: „Beschwerlich. Geprägt durch unzählige Momente mit kleinen Entscheiden, die anders gelegt werden.“

Wesentlich von meiner Seite ist, dass ich mir ihr unterordne (ja, richtig gehört), wenn es um die inneren Angelegenheiten geht. Wenn sie sagt: „Stopp“, dann halte ich inne. Wenn sie mich zurechtweist, dann nehme ich es ernst, weil ich weiss: Sie sagt es mit Grund. In den ersten Ehejahren war es schwierig für mich, mich selbst und meine Wirkung auf eine solche Art und Weise gespiegelt zu bekommen. Es beschämt mich noch heute, dass mein gewünschtes Verhalten und meine angestrebten Motive dermassen von der Wirklichkeit abweichen.

Ein aktuelles Beispiel: Mann ist erkältet, übernächtigt. Die Teekanne gleitet mir aus der Hand und ergiesst sich über Herd und Boden. Ich nehme Tücher zum Putzen, natürlich die falschen. Ich lege sie an den Ort, wo sie in den nächsten Tagen garantiert vor sich hin muffen würden. Zudem ist es das Lieblingstuch meiner Frau. Sie sagt es mir sofort. Ich unterbreche meine Aufräumarbeit, wir klären den Fall.

Wenn ich in diesem Moment unwillig und abweisend geworden wäre oder sogar böswillig zurückgegeben hätte, könnte sich das als grosse Belastung für die Ehe auswirken. Erst recht mit fünf Söhnen. Denn diese imitieren mein Verhalten unbewusst und bewusst. Einer meiner Jungs stand im Hintergrund und sah zu. So erleben sie unzählige Male Situationen des Alltags mit. Meine Frau setzte sich hin und erklärte ihm ihre Reaktion.

Ich kam dabei eigentlich nicht gut weg. Zu Recht. Was also geschieht, wenn ich zurechtgewiesen werde? Im ersten Moment spüre ich, wie mein „Ego“ angekratzt wurde. Dann gibt es durch die Gewöhnung – und hoffentlich durch das Wirken des Heiligen Geistes – einen kurzen Moment, in dem ich innehalte. Dies nenne ich: „Ich gehe zu Jesus.“ Ich bitte ihn um Einsicht und Milde. Er macht mich willig, mich selbst mit unangenehmen Konsequenzen zu konfrontieren.

Meine Frau merkt genau, ob ich etwas absichtlich oder unabsichtlich getan habe. Ebenso spürt sie, ob ich echte Reue zeige oder einfach ein Pokerface aufsetze. Auch sie geht zu Jesus und bittet um Kraft ihren Mann zu ertragen. Das hiess und heisst für beide, hunderte, gar tausende Male die unmittelbare Reaktion zu stoppen, innerlich einen anderen Weg einzuschlagen und offen zu sein für Korrektur.

Jesus sprach in Zusammenhang mit Ehescheidung von harten Herzen. Ich denke, dass es sich hier um einen inneren Zustand handelt, der durch tausende kleiner Situationen starr und unbeweglich geworden ist. Dies dauerte so lange an, bis die Liebe erkaltet ist, die beiden Ehepartner sich aus dem Weg gehen (innere Trennung). Dies führt zu einer äusseren Trennung – oftmals begleitet vom Satz: „Wir hatten uns nichts mehr zu sagen.“

P. S. Eine wichtige Anmerkung: Mit diesem Beispiel meine ich nicht, dass der Ehemannum der Harmonie willen und auf Kosten einer weisen Reaktion seiner Frau nachgeben soll. Es geht um die Grundhaltung eines weichen Herzens, die beide betrifft. Wie ein Paar die Aufgabenverteilung vornimmt, kann unterschiedlich aussehen.