Die Verkündigung eines therapeutischen Evangeliums ist meines Erachtens die Hauptplage der westlichen Kirche. Hier einige Auszüge aus dem überaus wichtigen Artikel des Seelsorgers David Powlison.
Das therapeutische Evangelium des Westens
(Das therapeutische Evnagelium) ist so gestrickt, dass es Menschen das gibt, was sie wollen und nicht das verändert, was sie wollen. … Dieses therapeutische Evangelium akzeptiert menschliche Schwachheit und deckt sie zu, versucht die offensichtlichsten Symptome der Not zu verbessern. …
- Ich will mich geliebt fühlen dafür, wer ich bin; Mitleid bekommen dafür, was ich durchmachen musste; aufs innigste verstanden fühlen, bedingungslos angenommen sein.
- Ich will das Gefühl erleben, persönlich wichtig und bedeutend zu sein; in meiner Karriere erfolgreich zu sein; zu wissen, dass mein Leben einen Unterschied macht und Auswirkungen hat.
- Ich will Selbstbewusstsein erlangen; erklären, dass es mir gut geht; ich meine Meinungen und Wünsche durchsetzen kann.
- Ich will unterhalten werden; Freude fühlen in dem endlosen Strom von Darbietungen, die meine Augen entzücken und meine Ohren jucken.
- Ich will das Gefühl des Abenteuers, der Spannung, der Aktion und Leidenschaft haben, sodass ich mein Leben als aufregend und bewegend erlebe.
… Dies Evangelium lindert schmerzliche Symptome. Es gibt dir ein gutes Gefühl. Die Logik hinter diesem therapeutischen Evangelium ist eine „Jesus-für-mich“-Haltung, der meinen persönlichen Bedürfnissen und psychischen Schmerzen abhilft. … Man ist nicht länger verantwortlich für seine tiefsten Probleme, sondern nur ein Leidender und ein Opfer unerfüllter Bedürfnisse.
Das wahre Evangelium
Meine instinktiven Begierden werden ersetzt (manchmal schnell, meistens aber allmählich) durch das wachsende Bewusstsein der wahren Bedürfnisse, bei denen es um Leben und Tod geht:
- Ich brauche mehr als alles andere Barmherzigkeit: „Herr, hab Erbarmen mit mir“; „Um deines Namens willen, vergib mir meine Übertretung, denn sie ist sehr groß“.
- Ich will Weisheit lernen und willentlich Selbstbezogenheit verlernen: „Nichts, was du dir wünschst, ist vergleichbar mit ihr“.
- Ich muss lernen, Gott und meinen Nächsten zu lieben: „Das Ziel aller Unterweisung ist Liebe, die aus reinem Herzen, einem guten Gewissen und aus einem innigen Glauben kommt“.
- Ich sehne mich danach, dass Gottes Name geehrt wird, sein Reich kommt und sein Wille auf Erden getan wird.
- Ich will, dass Christi Herrlichkeit, Liebe und Güte auf der Erde gesehen wird, die Erde so sichtbar füllt, wie Wasser den Ozean füllt.
- Ich muss von Gott in meinen Instinkten, Entscheidungen und meiner Lebensführung verändert werden.
- Ich will, dass er mich von meiner besessenen Selbstgerechtigkeit befreit, meinen Wunsch, mich selbst zu erhöhen, tötet, damit ich das Bedürfnis für die Gnade Christi spüre und lerne, andere sanftmütig zu behandeln.
- Ich brauche Gottes mächtige und persönliche Hilfe, um die Dinge zu wollen und zu tun, die bis ins ewige Leben andauern, statt mein Leben mit Nichtigkeiten zu verschwenden.
- Ich will lernen, wie ich Schwierigkeiten und Leiden in Hoffnung erdulden kann, während mein Glaube gereinigt, vertieft und veredelt wird.
- Ich will lernen anzubeten, mich zu freuen, zu vertrauen, zu danken, zu rufen, Zuflucht zu finden und zu hoffen.
- Ich will die Auferstehung zum ewigen Leben: „Wir seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes“.
- Ich brauche Gott selbst: „Zeig mir deine Herrlichkeit“; „Maranatha, komm, Herr Jesus.“