Hiob verflucht den Tag seiner Geburt! Einige wollen ihn ganz und gar entschuldigen: er habe sich von seinem Jammer hinreissen lassen, ohne doch Gott dabei zu lästern; andere eminen er habe sich so völlig gehen lassen, dass es ihm nicht mehr gelungen sei, Gott zu preisen; aber er habe sich nur von seinen Gefühlen hinreissen lassen und geredet wie einer, der von Sinnen ist. Aber die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: er hat wohl gekämpft, dabei aber eine Wunde nach der anderen empfangen und ist ganz ins Wanken gekommen. Mit seiner früheren Vollkommenheit ist es vorbei. Obwohl er unter dem Druck seines Elends mitten auf dem Wege zu erliegen meinte, ist er doch tapfer weitergegangen und hat Gott gehorsam bleiben wollen – aber es erging ihm mit dem Paulus: “Das Gute, das ich will, das tue ich nicht” (Römer 7,19).
Johannes Calvin zu Hiob 3,1 (Buchhandlung des Erziehungsvereins: Neukirchen, 1950, S. 64).