Die Deutsche Evangelische Allianz hat ihre Glaubensbasis überarbeitet.
Christoph Raedel, Systematiker der FTH Giessen, hat in einem idea-Artikel kritische Aspekte zur Gottes- und Sündenlehre sowie zur Heiligen Schrift beleuchtet. Der Kommentar des Medienmagazins Pro:
Die Allianz will mit ihrer Glaubensbasis junge und säkular geprägte Menschen erreichen – und nicht in erster Linie Theologen. Dies ist der DEA gelungen.
Ron Kubsch hat die beiden Versionen (1972, 2018) einander gegenübergestellt. Er hat zudem den Vergleich mit der Version der britischen Allianz (2005) online gestellt.
Der Theologe Holger Lahayne beleuchtet in einer ausfürlichen Analyse unter dem Titel "Ein Schritt nach vorne, zwei zurück" die Neufassung. Sein Fazit:
Hatten wir also bislang im Kern eine europäische Glaubensgrundlage der Allianz (und daneben die der WEA) und den jüngeren Vorstoß der Briten, der aber theologisch ganz und gar nicht flacher ist, so zeigt sich nun auf einmal ein anderes Bild. Mit dem in Teilen verwässerten und verflachten deutschen Text kommt nun womöglich noch eine dritte Traditionslinie hinzu. Und langsam wird es unübersichtlich – und unökumenisch.
Ich bin sehr dankbar, in einer Gemeinde mit verbindlicher Bekenntnisgrundlage zu Hause zu sein. Das Westminster Bekenntnis äussert sich klar zur Schriftfrage und stellt sie dem Bekenntnis voran! In meiner Rezension des Westminster Bekenntnisses schrieb ich:
Der Katechismus beginnt in Artikel 1 mit der Schriftfrage, was seine Entstehung im aufkommenden Rationalismus (Mitte 17. Jahrhundert) andeutet. Ein Jahrhundert vorher war die Frage der Bibel noch unbestritten. Wie wichtig gerade heute die Aussage, dass "der ganze Ratschluss Gottes … entweder ausdrücklich in der Schrift niedergelegt" ist oder "mit guter und notwendiger Folgerichtigkeit aus der Schrift abgeleitet werden" kann. "In der Schrift sind weder alle Dinge in sich selbst klar, noch gleich verständlich für jeden; doch sind jene Dinge, die heilsnotwendig sind zu wissen, zu glauben und zu halten, so deutlich vorgestellt und eröffnet an der einen oder anderen Stelle der Schrift, dass nicht nur der Geschulte, sondern auch der Ungeschulte beim rechten Gebrauch der ordentlichen Mittel zu einem ausreichenden Verständnis dessen gelangen kann."
Auch die von manchen belächelte Chicagoer Erklärung (1978-86) ist m. E. weit ergiebiger als behauptet (siehe meine Rezension). In BuG 2003/3 hat Michael Kotsch die Bedeutung dieser Erklärung herausgearbeitet.
Ich stelle das hehre Ziel, nach aussen adäquat zu kommunizieren, in Frage. Wie wollen wir nach aussen kommunizieren, wenn wir nach innen keine Klarheit mehr haben? In der Spätmoderne gehört die Schriftfrage an den Anfang. Gerade dann, wenn wir wissen, dass die Wahrheitsfrage die Frage schlechthin ist. Dann sollen die Kritiker doch einmal einen ordentliche Alternative zur Chicagoer Erklärung vorlegen!