Hanniel hirnt (74): Den Säkularismus als eigenes Glaubenssystem ernstnehmen

Timothy Kellers (* 1950) Werk ist in den letzten Jahren zu einem Grossteil in die deutsche Sprache übersetzt worden. Ich kenne kaum einen anderen Autor, der so weit gelesen wird wie Keller. Verschiedentlich bin ich darauf hingewiesen worden, dass einige Aspekte seines Wirkens und vor allem der Aufnahme durch eine neue Generation von Pastoren problematisch sind. Ich teile diese Auffassung. Das lässt mich jedoch keinen Moment daran zweifeln, dass er uns für das Leben im 21. Jahrhundert viel zu sagen hat. Aus dem Einstieg:

Timothy Keller ist erfahrener New Yorker Gemeindegründer und Pastor. Er zog in den 1980er-Jahren in die urbane Grossstadt, um eine christliche Gemeinde zu gründen. In den letzten Jahrzehnten hat er sich intensiv mit der Verkündigung des Evangeliums für das gesamte Leben an säkular geprägte Städter, seien es Singles, allein Erziehende, Doppelverdienende oder junge Akademiker befasst. Dabei hat er Gehör in den Leitmedien wie der New York Times gefunden oder ist beispielsweise an Google Talks aufgetreten. Sein schriftliches Werk ist bewusst pastoral gehalten. Er spricht als Pfarrer zu Nichtchristen und Christen. An einigen Stellen ist es kritisiert worden.

Mir geht es darum, den Beitrag Kellers für die Konfrontation der säkularen Weltsicht mit der christlichen festzustellen. Dafür habe ich folgenden Weg gewählt: Zuerst stelle ich den gemeinsamen Bezugsrahmen für die Diskussion fest, nämlich den Säkularismus als eigene Glaubensüberzeugung darzustellen und damit dem Vergleich mit anderen Religionen zuzulassen. Ein grundsätzlicher Vergleichspunkt ist die Frage nach Gott. Im zweiten Teil behandle ich die Entfaltung der Guten Botschaft und ihrer Wirkmacht für das gesamte Leben, dargestellt am Beispiel der Erziehung. Direkt anschliessend geht es um die heilsgeschichtliche Darstellung der Frage nach dem guten Leben am Beispiel der Arbeitsethik. Wie die christliche Gemeinde unterschiedlich auf die Herausforderungen der Gegenwartskultur reagiert, ist im vierten Teil dargestellt. Im letzten Abschnitt wird die Innensicht abgebildet: Das Entlarven der Götzen, das Gebet als Königsdisziplin des geistlichen Lebens und der Umgang mit Leid als Hauptherausforderung der westlichen Wohlstandgesellschaft.

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