Kolumne: Warum ich mich darüber freue, Vater von Heranwachsenden zu sein

Einige Leser haben angemerkt, dass ich weniger zum Thema Erziehung schreibe. Meine Standardantwort: Jetzt ist Treue gefragt, das umzusetzen, was ich über die Jahre gelernt habe. Die Familienvision hat sich nicht geändert. Die Lernerlebnisse sitzen. (Unter den Stichworten «Vater», «Erziehung», «Lernen», , «Familie», «Kinder» und «Buben» findest du weit über 1000 Beiträge.)

Ich merke, dass ich als Vater in den Jahren des Heranwachsens verstärkt gefordert bin. Es sprengt meine Komfortzone in jeglicher Hinsicht. Es gibt tiefe Gespräche vor allem zur Unzeit. Es gilt Fragen zu stellen, die aufs Herz (auf die Motive) zielen und sich auch selbst solchen zu stellen

Dies sind sechs Gründe, warum ich es liebe heranwachsende Söhne zu begleiten:

Heranwachsende stellen unheimliche viele Weichen. Sie stellen sich beispielsweise die Frage: Wie kann ich gute Freundschaften aufbauen und pflegen? Mit wem ich Zeit verbringe und (noch wichtiger) wen ich innerlich als Referenzpunkt wähle, ist entscheidend für «Schliff» und Prägung. «Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.» (1Kor 15,33) «Wer der Toren Geselle ist, der wird Unglück haben.» (Spr 13,20) «Wenn dich böse Buben locken, so folge nicht.» (Spr 1,10) Ich liebe es, meine Jungs auf weise Personen (lebende und solche, die durch das Geschriebene sprechen) hinzuweisen.

Persönlichkeitsmerkmale verfestigen sich. Junge Menschen stellen sich wichtige Fragen bezüglich ihrer Identität. Wie definiere ich mich? (Was definiert mich?) Was ist mir wichtig? Nach welchen Erwartungen lebe ich? Möchte ich anderen gefällig sein? Weshalb?

Der Charakter kommt (noch besser) zum Vorschein. Gott testet die Jungs. Er sucht ihre Bewährung. Freunde von mir sagen dazu: Das ist eine Ehre, wenn ihr euch bewähren dürft. Also: Wie verhalte ich mich, wenn ich unter Druck gerate? Wie antworte ich auf Freiräume, z. B. zeitlicher Natur?

Heranwachsende suchen und testen Grenzen. Sie testen sich selbst und andere. Was liegt drin? Was halte ich aus? Was halten andere aus? Sie lieben ehrliche Antworten und eine gewisse Selbstdistanz von mir als Vater. Auf keinen Fall muss ich mich anbiedern.

Heranwachsende suchen Halt und Orientierung. Sie sind formbar. Doch sie haben sich schon eine erstaunliche Breite an eigenen Überzeugungen angeeignet. An wem orientiere ich mich? Ist da wirklich ein Gott, der da ist und eingreift?

Es macht Freude, wenn die nächste Generation über einem selbst hinauswächst. Ich denke für die nächsten 10 oder 20 Jahre. Und dann plane ich die nächsten konkreten Schritte. Ich spüre mit ihnen den Fragen nach: Was möchte ich erreichen? Was ist mein Beitrag in der Familie, in der Kirche, in der Gesellschaft?