Zitat der Woche: Ich hoffe dennoch, dass mein gütiger Herr und Gott mich nicht mit dem Bad ausschütten werde

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Heinrich Bullinger (1504-1575) schrieb an den Bürgermeister von Zürich, als dessen Sohn Heinrich Lavater beim Schwimmen am 4. Juli 1535 ertrank einen Brief, der uns leider nicht erhalten ist. Lavater schrieb zurück:

Euer freundliches Schreiben mit seiner tröstlichen Ermahnung zu Geduld habe ich mit grossem Schrecken und Herzleid empfangen. Obwohl ich weiss, dass rechter Glaube Geduld und keine Ungeduld bringen soll, dringen doch Anfechtungen immer wieder hervor. Wenn er doch nur anderswie gestorben wäre, hätte ich seinen Tod leichter ertragen können. Aber so lastet Gottes Hand schwer auf mir, denn ich habe mein Lebtag das elende Joch dieses Lebens getragen. Aber wie dem allem sei, so hoffe ich dennoch, dass mein gütiger Herr und Gott mich nicht mit dem Bad ausschütten werde; gewiss könnte mir kein grösseres Leid geschehen, denn er war mein liebstes Kind. Vielleicht habe ich ihm zuviel zugetraut, so dass Gott in seiner Vorsehung meinen Stolz auf ihn durch dieses Mittel abgewendet hat. Nun bitte ich euch, zu Gott zu beten, dass mir nicht noch Schlimmeres widerfahre  und dass ich meinen Jammer geduldig ertrage. Wer kennt Gottes Urteil? Vielleicht geschieht das alles zu meinem Guten und zur Demut, damit ich nicht zu hoch springe. … Ich danke euch für euer freundliches Mitleiden und Erbarmen; nehmt meinen Brief verständnisvoll , da er von einem bekümmerten Menschen stammt.

HBBW 5,287 3-279 29, zit. in Fritz Büsser, Heinrich Bullinger (1504-1575). Leben, Werk und Wirkung. TVZ: Zürich, 2004. (124)