Buchbesprechung: Tief verinnerlichte säkulare Denk-Bahnungen

Zunächst war ich einen Moment irritiert, als Timothy Keller sein neues Buch „Making Sense of God“ (2016) als inhaltlichen Vorläufer zu „Warum Gott?“ ankündigte. Inhaltlich gebe ich ihm jedoch Recht. In einem zunehmend härteren säkularen Umfeld scheint schon die Frage nach Gott unnötig und deshalb gesucht. Keller unternimmt (erfolgreich) den Versuch, die Aktualität des christlichen Glaubens für die Grundfragen des säkular denkenden und handelnden Menschen aufzuzeigen. Wobei mit „säkular“ gemeint ist, dass unser Dasein immanent erklärt und mittels wissenschaftlicher Methoden bewiesen werden kann. „Die Wissenschaft“ als Abstraktum dient als Hoffnungsträger. Lebenssinn und Richtung findet der Mensch in ökonomischem Wohlstand, materiellem Komfort und emotionaler Erfüllung.

Es geht also darum, Sprachfähigkeit für die christliche Weltanschauung zu gewinnen, welche durch den säkularen Plausibilitätstest von vornherein ausgeschlossen wird. Dies kann deshalb erst dann erfolgen, wenn der christliche Glaube und die säkulare Sicht auf Welt und Leben als zwei Glaubenssysteme nebeneinander gestellt und miteinander verglichen werden können. Ansonsten erhält das Christentum – aus der Brille des Säkularismus – den Stempel „Märchen“, für dessen Übernahme zunächst ein „Glaubenssprung“ (leap of faith) gewagt werden muss. Exklusive Rationalität besteht aus dem Glauben, dass Wissenschaft der einzige Schiedsrichter für alles Existierende darstellt und wir nichts glauben sollten, was nicht empirisch beobachtbar ist. Allerdings kann dieses Argument selbst nicht bewiesen werden. Jede solche Überlegung basiert auf vorangehenden Glaubenssätzen (faith commiments), die nicht diesem Test unterzogen werden können. Die Basis der wissenschaftlichen Methodologie kann demnach nicht beweisen oder wiederlegen, was ausserhalb der materiellen Welt liegt.

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