Vanessa Dück, Bloggerin auf orangenkerne.blogspot.com, in ihrem Hammer-Artikel im neuen Timotheus-Magazin #33:
… als 12-Jährige sass ich da und sah in ihrem Ratschlag nur meine Eltern als 12-Jährige vor mir. Und die Tatsache, dass es damals eine andere Zeit war, hat alles, was sie sagten, für mich hinfällig gemacht. Dabei habe ich aber ihr ganzes Leben zwischen ihrem zwölften Geburtstag und meinem zwölften Geburtstag übersehen.
Mache ich mir bewusst, dass ich den grössten Teil des Lebens meiner Eltern nicht dabei war, sehe ich ihre Ratschläge mit anderen Augen. Was ist zwischen ihrem und meinem zwölften Lebensjahr geschehen? Welche Gedanken habe sie zu diesem Ratschlag geführt, den sie mir heute geben? Was hat sie zu den Personen gemacht, die sie heute sind?
Ich bin 27. Wir sind die Generation, die Traditionen grundsätzlich blöd findet und die dennoch befolgt, auch ohne sie ernsthaft hinterfragt zu haben. Wir sind die, die behaupten, wir würden viel Wert auf die Meinung der ‘Älteren’ legen, fragen aber nicht sie, sondern unsere besten Freunde. Je älter ein Prediger ist, desto härter wird unser Urteil. Wir denken nicht mehr so schlecht von unseren Eltern wie damals, als wir 12 waren, und wir gehben uns der Illusion hin, das sei genug. Wir denken, wir würden unsere Eltern jetzt endlich ehren, weil wir uns nicht mehr mit ihnen streiten. Dabei liegt das doch meistens daran, dass wir einfach nicht mehr mit ihnen in einem Haus leben.
… Wann werden wir anfangen, sie als Menschen mit ihrer Vergangenheit und Geschichte zu sehen? Wann sind wir endlich bereit, ihre Fehler zu verzeiehn, ohne dass sie darum bitten? So, wie wir es bei unseren Nächsten tun sollten?