Neujahr in Sicht (2): Leere Kirchen

Ich stand mit Freunden unterhalb der Kirche unseres Stadtteils. Wir beteten. Ich musste weinen. Das be-elendet mich zutiefst, dass die Kirchen unserer Stadt zwar noch unterhalten werden, jedoch praktisch leerstehen. Ich kenne die Zahl nicht auf die Kommastelle genau. Doch besucht eine Zahl im tief einstelligen Prozentbereich am Sonntag eine Kirche. Und was hören sie dort? Zumeist ist es eine Mischung von säkularisierten, das heisst von allem Übernatürlichen entkleideten Gutmenschentum, sentimentalen Einlagen und mystischen Ergüssen.

Ich möchte niemandem Unrecht antun. Gott spricht durch sein Wort. Allerdings habe ich den Eindruck, dass er in unserem Land insgesamt das Gericht bestätigt, das er über die Gottlosen angekündigt hat. Paulus schreibt den Thessalonichern, dass die ungläubigen Menschen nicht gehorsam sind (2. Thessalonicher 1,8) und die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben (2. Thessalonicher 2,10).

Was mich erschaudern lässt, ist diese Erkenntnis: Der Freipass ist die Strafe. Gottes Zorn ist bereits in der Gegenwart wirkam (Römer 1,18; im Griechischen die Gegenwartsform). Er äussert sich in einer ganz anderen Form, als wir es uns vorstellen. Gerade die vermeintliche "Autonomie" – die Illusion eines von jeder Bindung gelösten Ichs – erweist sich als das Gegenteil: Die Versklavung an die eigenen Vorstellungen und Begierden.

Ich sehe nicht schwarz, aus zwei Gründen: Zuerst beeindruckt mich, wie Gott in den anderen Erdteilen wirkt. Wer sich den Weltverfolgungsindex ansieht, erkennt die Korrelation auf einen Blick. Die Völker toben gegen Jesus (Apostelgeschichte 4,23-31), und Er lässt sein Wort laufen. Kein Mensch kann es unterdrücken oder die Souveränität darüber erringen (Lukas 12,4-5).

Vielleicht werden sich die Kirchen auch bei uns wieder füllen. Vielleicht benützt Gott dazu die tiefe Geburtenrate der Einheimischen und schickt Menschen, die wieder hören wollen. Vielleicht geschieht es in einer nächsten oder übernächsten Generation. Bis dahin will ich, so lange mir Gott die Kraft dazu gibt, Material dazu bereitstellen.